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Tales of the Jedi – Die Jedi-Chroniken

Sie schrieben Geschichte und das buchstäblich: Mit den Tales-of-the-Jedi-Comics schufen Tom Veitch und Kevin J. Anderson die Vorzeit der Saga und setzten neue Maßstäbe der Star-Wars-Erweiterung.
Hugh Flemings Titelbild zum Sammelband von Darth Lords of the Sith© Lucasfilm

Immer zu zweit sie sind: Tom Veitch und Kevin J. Anderson

Anders als bei Dark Empire blieb Veitch als Autor bei Tales of the Jedi nicht auf sich allein gestellt. Nach dem Erfolg der Thrawn-Trilogie, eines weiteren Versuchs, die Zukunft der Saga nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter zu beleuchten, hatte Lucasfilm weitere Autoren eingeladen, das wachsende Erweiterte Universum mit Leben zu erfüllen. Eine zentrale Rolle nahm hier Kevin J. Anderson ein, der den Auftrag erhielt, Luke Skywalkers Wirken als Jedi-Ausbilder darzustellen, eine Rolle, die dieser bereits ansatzweise in Dark Empire übernommen hatte.

Noch während Anderson seine Jedi-Akademie-Romantrilogie entwickelte, wurde er Veitch vorgestellt. „Ich habe Kevin eingeladen, sich uns [nach den ersten beiden Kapiteln von Tales of the Jedi] anzuschließen, damit wir die Charaktere aus seinen Romanen in die Comicreihe einfließen lassen könnten und um uns über seine Jedi-Akademie-Romane zu beraten, die wir versuchten, an meine Dark-Empire-Geschichte anzuschließen. Kevin hatte da eine Figur namens Exar Kun, einen dunklen Lord der Sith, dessen Geist seit Jahrtausenden in einem uralten Tempel auf dem Mond Yavin 4 gefangen war. Wäre es nicht toll, sagten wir uns, wenn wir den historischen Exar Kun mit der Geschichte von Ulic Qel-Droma in Tales of the Jedi verbinden würden?”

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„Ich hatte den Geist eines längst verstorbenen dunklen Lords der Sith, der zufällig Tausende von Jahren vor den Filmen gelebt hat”, erinnerte sich Anderson später. „Tom und mir ging gleichzeitig ein Licht auf und wir sagten: Was wäre, wenn dein Dunkler Lord der Sith zufällig zur gleichen Zeit gelebt hätte wie meine Jedi-Typen? Wir beschlossen, unsere Fähigkeiten zu bündeln und erzählten schließlich die ganze Geschichte der Dunklen Lords der Sith und des Sith-Kriegs und damit die gesamte Ursprungsgeschichte von Exar Kun und Ulic Qel-Droma.”

In einem „Anfall gegenseitiger Begeisterung”, wie Veitch es später nannte, schrieben er und Anderson gemeinsam das Konzept für eine 12teilige Comicreihe namens Dark Lords of the Sith. „Unser Konzept enthielt wichtige Enthüllungen über die Geschichte der Star-Wars-Galaxis: Wir wollten aufdecken, wer die Sith waren, einschließlich ihrer geheimnisvollen Mysterien und Kräfte und ihres anhaltenden Konflikts mit den Jedi und der Galaktischen Republik. Und wir wollten die Ereignisse rund um die Abstammung der berüchtigten dunklen Lords erzählen, jener gefallenen Jedi, die die Sith mit den Kräften der dunklen Seite der Macht beherrschten.”

In Die Lords von Sith (später auf Deutsch Die Lords der Sith) genießen Ulic und Nomi den Frieden, der sich nach den Kämpfen auf Onderon durchgesetzt zu haben scheint. Im Kaiserin-Teta-System aber übernehmen Satal und Aleema Keto mit jenen dunklen Fähigkeiten die Macht, die sie der Geist des Freedon Nadd und König Ommin gelehrt haben. Ihre Bewegung, die Krath, greifen nun die Jedi an, während Exar Kun von Nadds bösem Geist auf die dunkle Seite geführt wird.

Um die Krath zu vernichten, schleicht sich Ulic bei ihnen ein und öffnet sich, verführt von der klugen Aleema, der dunklen Seite der Macht, um Satal zu töten. Exar Kun unterwirft inzwischen die Massassi auf Yavin 4 und begibt sich dann ins Kaiserin-Teta-System, wo er seinem scheinbaren Rivalen Ulic im Kampf gegenübertritt. Erst als der Geist des dunklen Lords Marka Ragnos erscheint, endet das Duell, denn Ragnos ernennt Exar Kun zum neuen dunklen Lord der Sith und Ulic zu seinem Schüler. Gemeinsam, so fordert der alte Lord sie auf, sollen sie ein neues, goldenes Zeitalter der Sith begründen.

Als Lucasfilm auch dieses Konzept akzeptiert hatte, begann eine Phase enger Kooperation zwischen Anderson und Veitch. „Kevin und ich setzten uns in seinem Haus in Kalifornien zusammen und haben über ein Jahr lang großartige Diskussionen geführt”, beschrieb Veitch die Zusammenarbeit.

Er sah in Dark Lords of the Sith vor allem eine ganz klassische Star-Wars-Geschichte: „Es sind immer die jungen und leicht zu beeinflussenden Menschen, die am meisten leiden. Ulic ist einer von ihnen, ziemlich jung und leicht zu beeindrucken und ein wenig zu selbstsicher. Das bedeutet nicht, dass er für immer verloren ist, und es bedeutet nicht, dass er unbedingt böse ist. Alles liegt in seiner Entscheidung. Und das ist der entscheidende Punkt, auf den es bei einem Star-Wars-Projekt ankommt: Der Preis, den man zahlt, wenn man sich für das Licht oder die Dunkelheit entscheidet. Es ist ein hoher Preis, egal welche Richtung man einschlägt, und sowohl Nomi als auch Ulic zahlen ihn und müssen feststellen, dass er sie fast alles kosten wird, was ihnen lieb und teuer ist.”

Kevin J. Anderson erinnerte sich später so an die gemeinsame Arbeit: „Die Vorarbeit ging so weit, dass wir Skizzen von jeder Seite anfertigten mit groben Panel-Anordnungen und Strichmännchen darin. Wir wollten Chris Gossett auf diese Weise entgegenkommen. Sobald wir von ihm Beistiftzeichnungen zurückerhielten, haben wir überprüft, ob die Dialoge zu den Bildern passen. Wenn nicht, änderten wir sie. Einige Panels planten wir mit großer Sorgfalt, in anderen Fällen – vor allem bei den Kampfszenen – übernahm Chris das mit seinem Künstlerauge.”

Genau wie Veitch liebte Anderson diese intensive Zusammenarbeit und die Geschichten, die gemeinsam erzählt wurden. Er sagte später darüber: „Von allen meinen Arbeiten am Krieg der Sterne, sind mir die Tales-of-the-Jedi-Geschichten die liebsten. Sie waren wie Geschichten über König Artus und die Ritter der Tafelrunde.”

Und Veitch fügt etwas kritischer hinzu: „Wenn ich mir anschaue, was wir erreicht haben, erfüllt mich das mit Stolz. Ich sehe aber auch, dass die Dinge nicht so gelaufen sind, wie wir es uns vorgestellt hatten. Im Laufe des Projekts verloren wir durch unglückliche Umstände unseren Zeichner Chris Gossett, dessen Talent, visuelle Konzepte für das Star-Wars-Universum zu entwickeln, meiner Meinung nach mit der Arbeit jener Künstler vergleichbar ist, die die Kinofilme entworfen haben.”


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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1 Kommentar

  1. Snakeshit

    Toller Artikel, ich habe mich in den letzten Wochen auch sehr für diese Comicreihe interessiert, in Anbetracht des Mangold Films, der irgendwann mal (vielleicht) erscheinen soll, wollte ich mal sehen, was die Legends damals sich eigentlich für die Ursprünge des Jediordens gedacht hatten.

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