Für Das Imperium schlägt zurück erstellten nur drei Künstler bei Industrial Light & Magic (ILM) insgesamt 70 sogenannte Matte Paintings (d.h. Vorsatzmalerei). Zwei von ihnen, Ralph McQuarrie und Michael Pangrazio, hatten erst seit relativ kurzem mit dieser Kunstform zu tun. Der dritte aber, Harrison Ellenshaw, war als Sohn von Peter Ellenshaw, dem von Walt Disney handverlesenen Maler für genau solche Werke, praktisch für diese Aufgabe prädestiniert.
Einige der mit Acryl- und Ölfarben gemalten Bilder waren Masken, die eine bestehende Aufnahme vervollständigten, andere stellten ganze Fenster in die Galaxis dar, und alle wurden auf gerahmtes, rechteckiges Glas gemalt. Eine bei ILM populäre Geschichte besagt, dass Duschtüren aus dem Baumarkt die beste Leinwand für diese Art von Bildern abgaben. Matte-Paintings sind eine sehr präzise Kunstform, um es vorsichtig auszudrücken.
Die Abteilung für Matte-Paintings hatte ihr eigenes Atelier im zweiten Stock des „Kerner-Optical“-Gebäudes von ILM im kalifornischen San Rafael, wo selbst die geringsten Erschütterungen im Gebäude eine laufende Aufnahme beeinträchtigen konnten. Um viele der Effekte zu erzeugen, wurden die Gemälde mit Elementen kombiniert, die von vorne auf die klaren oder neutralen Bereiche des bemalten Glases projiziert wurden. Neil Krepela und Michael Lawler waren die Matte-Kameraleute, unterstützt von Craig Barron und dem erst 18 Jahre alten Robert Elswitt.
Zum besseren Verständnis dieser bemerkenswerten Kunstform wollen wir hier die Geschichten von fünf Matte-Paintings aus Das Imperium schlägt zurück erzählen.
Ein eisiges Schlachtfeld

Aufgrund von Komplikationen bei der Blue-Screen-Fotografie entschieden sich die ILM-Künstler für die Nutzung einer klassischen Technik für die Schlacht von Hoth, die zum Teil von Willis O’Briens Arbeit an King Kong (1933) inspiriert war. Die Stop-Motion-AT-ATs und andere animierte Modelle wurden direkt vor gemalten Hintergründen aufgenommen. Der 21 Jahre alte Michael Pangrazio war dabei der leitende Künstler für diese Gemälde.
Pangrazio arbeitete mit Referenzbildern der norwegischen Drehorte, und seine Arbeit ähnelte eher der an traditionellen Hollywood-Kulissen als an der an modernen Matte-Paintings für visuelle Effekte. Entsprechend riesig waren denn auch die Bilder, die Pangrazio schuf, wobei das größte mehr als 10 Meter breit war.
Reale Hintergründe waren zu jener Zeit bereits etwas aus der Mode gekommen, doch wie Effekt-Leiter Dennis Muren später gegenüber der Zeitschrift Cinefex sagte, „liegt das nur daran, dass sie nicht den richtigen Künstler dafür haben.“ Pangrazio schuf auch Vordergrundbilder, die auf Glas vor den Modellen aufgenommen wurden, um zusätzliche Realitätsnähe zu erzeugen.
Transporter gestartet

Ralph McQuarrie war zwar ein unglaublich versierter Künstler, doch mit Matte-Paintings hatte er nur wenig Erfahrung. Die Abteilung benötigte jedoch zusätzliche Hilfe, um im vorgesehenen Zeitrahmen fertig zu werden, also beschloss McQuarrie, seinen zu diesem Zeitpunkt schon 6 Tage die Woche arbeitenden Kollegen unter die Arme zu greifen. Dabei half er dem jungen Pangrazio als Mentor und war froh, Bilder zu schaffen, die direkt aufgenommen und auf der Kinoleinwand sichtbar sein würden, was für seine epochale Konzeptkunstwerke ja nicht galt.
Die Innenansicht der Echo-Basis erinnert an ähnliche Kompositionen auf einem von McQuarries Konzeptbildern, nur hier mit zunehmender Tiefe. Im letzten Bild werden die X-Flügler und der Rasende Falke durch die Rebellentransporter ersetzt, die wir hier erst- und auch letztmals innerhalb der Eisfestung sehen. Die Schauspieler im Vordergrund (gespielt von Szenenbildner Joe Johnston, Harrison Ellenshaw, Michael Pangrazio und Effekt-Cutter Michael Kelly) besprechen den Evakuierungsplan. McQuarrie selbst ist zu sehen, wie er mit einem Portfolio in der Hand von rechts nach links geht, gekleidet wie ein Rebellengeneral. „Es war irgendwie toll, dass der Mann, der den Hintergrund gemalt hat, vor seinem eigenen Werk herumläuft“, sagte Richard Edlund, der für die Effekte zuständig war, später gegenüber Cinefex.
Willkommen im Sumpf

Schon bald nach der Fertigstellung von Das Imperium schlägt zurück, bezeichnete Richard Edlund, der für die Effekte zuständig war, diese Ansicht von Dagobah von Harrison Ellenshaw als sein Lieblings-Matte-Painting im Film. „Alles daran ist ein Gemälde, bis auf ein wenig Wasser im Vordergrund mit etwas Nebel“, so Edlund gegenüber Cinefex. „Alles, was wir hinzugefügt haben, war der Rauch, der aus dem X-Flügler aufsteigt, und die Vögel, die animiert wurden.” Es ist ein Moment, in dem die Effekte im Mittelpunkt stehen, dank ILM und Sprocket Systems (so der Name des Unternehmens, das später Skywalker Sound heißen sollte). Dagobah wird als eine Welt vorgestellt, die gleichermaßen furchterregend ist und zu Abenteuern einlädt.
Für Ellenshaw war dies eines der größten Gemälde, die er für Das Imperium schlägt zurück schuf, wobei er die Hälfte seiner Zeit normalerweise mit der Leitung der Matte-Abteilung verbrachte. Phil Tippett fertigte kleine Puppen für die Vogelkreaturen an, die dann von Ken Ralston von der ILM-Nachtschicht in Stop-Motion animiert wurden. Ellenshaw beschrieb sein Team später gegenüber dem damals leitenden Redakteur von Lucasfilm, J.W. Rinzler, als „eine verrückte Gruppe“.
Eilige Abreise

Aufgrund immer engerer Fristen sprang Szenenbildner Joe Johnston ein, um Michael Pangrazio beim Malen einer Ansicht von Dagobah aus niedriger Umlaufbahn zu helfen. Dies diente als Hintergrund für Luke Skywalkers X-Flügler, der auf dem Weg in die Wolkenstadt ins All startet.
Für den Effekt waren eigentlich zwei Gemälde erforderlich: eines des grünlich-braunen Planeten und das andere eine dünne Wolkenschicht auf Plexiglas. Senkrecht zum Blickwinkel der Kamera wurden die Wolken wenige Zentimeter über dem Planeten platziert, wodurch Schatten auf der Oberfläche von Dagobah entstanden. Die fotografierte Illusion war sehr überzeugend.
Die Landung in den Wolken

Jahrzehnte bevor Computergrafik-Effekte es ILM ermöglichten, Coruscant zu realisieren, war die Wolkenstadt eine schwer visuell umzusetzende Metropole. Ein riesiges Modell wurde in Betracht gezogen, aber es blieb nur wenig Zeit, um eines zu bauen. Der Großteil der Aufgabe fiel deshalb Ralph McQuarrie zu, der eine Reihe von Ansichten der Stadt schuf, darunter eine akribisch detaillierte Weitwinkelaufnahme des Rasenden Falken auf der Landeplattform.
Regisseur Irvin Kershner bezeichnete diese Szene als eine der komplexesten Aufnahmen des gesamten Films, bei der Filmaufnahmen in den Elstree Studios auf einer 20 Meter breiten Bühne gedreht und dann mit dem Matte Painting von ILM kombiniert wurden. Jedes Element der gewaltigen Aufnahme wurde „komplett in einem Studio erstellt“, wie Kershner dem Pressesprecher Alan Arnold erklärte, einmal in England, einmal in Kalifornien. McQuarrie zeigte mit der faszinierenden Sonnenuntergangsszene, was er konnte.
„Was mir an der Außenseite der Wolkenstadt so gut gefiel“, sollte Harrison Ellenshaw später in einer Making-of-Dokumentation sagen, „war die Subtilität des Himmels [und] der Beleuchtung. Es ist reine Eleganz. Nur sehr wenige Menschen können so etwas, selbst heute im CGI-Zeitalter.“
Im Februar 1980 begann die Matte-Abteilung mit 24-Stunden-Schichten, um die Arbeit rechtzeitig abzuschließen. George Lucas kam fast täglich vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Der Zeitplan rückte immer näher an den Kinostarttermin am 21. Mai heran, aber schließlich war jedes Gemälde fertig und fotografiert.
Nach Das Imperium schlägt zurück kehrte Harrison Ellenshaw zu Disney zurück, wo auch sein nächstes Effektprojekt wieder ein zukunftsweisendes Abenteuer war: Das legendäre Tron. Michael Pangrazio wiederum übernahm in späteren ILM-Produktionen Führungsaufgaben im Matte-Bereich, bevor er seine Karriere bei anderen Studios für visuelle Effekte fortsetzte. Und Ralph McQuarrie… Nun, der setzte seine Arbeit als unersetzliche Kraft im visuellen Design von Star Wars fort.
0 Kommentare