Anzeige

Vorschau auf die Jubiläumsausgabe des Episode-III-Romans

Matt Stovers Einführung in seinen Roman plus visuelle Eindrücke.

Im April wurde eine Prachtausgabe zum 20. Geburtstag von Matthew Stovers Episode-III-Roman angekündigt, in knapp zwei Wochen wird sie endlich erscheinen. EW hat als Vorgeschmack darauf Stovers Einführung in die Jubiläumsausgabe veröffentlicht:

Soweit ich mich erinnern kann, traf ich den großen Mann erstmals im Januar 2004. Es war mein dritter Besuch auf der Skywalker Ranch (Die beiden anderen Besuche hatten jeweils der Besprechung von Veröffentlichungsprojekten zur New Jedi Order und den Klonkriegen gedient). Alle Treffen fanden in unterschiedlichen Räumen in verschiedenen Gebäuden statt, und ich habe Schwierigkeiten, sie auseinanderzuhalten.

Ich glaube, zu diesem speziellen Zusammentreffen kam es in einem Konferenzraum für Führungskräfte im zweiten Stock des Haupthauses, denn ich erinnere mich, dass ich auf dem Weg dorthin durch eine große Halle geführt wurde, vorbei an einem Tisch, auf dem ein wirklich riesiges, sehr detailliertes Modell eines Sternenzerstörers der Victory-Klasse stand, das ihm jemand geschenkt hatte. Es war vielleicht zweieinhalb oder drei Meter lang und bestand vollständig aus einer unglaublichen Anzahl (35.000? Oder mehr?) flacher grauer LEGO-Steine. Es war eines der raffiniertesten Beispiele für detailierte Handwerkskunst, die ich je gesehen habe.

Heute wünschte ich mir, ich hätte mir mehr Zeit genommen, um es mir genauer anzusehen – denn es war wirklich beeindruckend –, aber in jenem Moment hatte ich kaum einen Blick dafür übrig. Das Meeting, zu dem man mich führte, würde das Wichtigste sein, was mir in meiner beruflichen Laufbahn je unterlaufen war. Ich hatte mich tagelang darauf vorbereitet und hatte keinen Platz in meinem Kopf für irgendetwas anderes.

Denn ich hatte diese knifflige Idee.

Sie war mir während der Panikattacke gekommen, die ich nach der Unterzeichnung des Vertrags erlitten hatte, in dem ich mich törichterweise verpflichtet hatte, eine Romanadaption zun schreiben, die den Angelpunkt der gesamten Skywalker-Saga darstellen würde, geschrieben für das größte Publikum meiner Karriere. Das gesamte Star-Wars-liebende Universum würde auf eine spannende Weltraumoper hoffen, obwohl jeder wesentliche Handlungspunkt bereits seit Jahrzehnten bekannt war.

Hinzu kam die Herausforderung, eine Romanadaption zu schreiben, ohne den fertigen Film gesehen zu haben, da der Film noch gar nicht fertig war und nicht vor dem Druck des Buches erscheinen würde. Ich würde nur mit dem Drehbuch und dem kollektiven Wissen von Lucasfilm über Star Wars ausgestattet sein.

Was mich damals rettete, war meine frühe Ausbildung.

Mehr als zwanzig Jahre bevor ich diesen Vertrag unterschrieb, hatte ich das Glück, Theatergeschichte bei einem Professor zu studieren, der eine Autorität auf dem Gebiet des antiken griechischen Dramas war. Jeder einzelne der großen griechischen Tragödiendichter hatte genau das gleiche Problem wie ich – das Publikum kannte die Geschichte bereits – und sie hatten einige Tricks auf Lager, um ihre Stücke trotzdem dramatisch zu gestalten. Ich dachte mir, dass ich mir für dieses Buch ein paar davon abschauen könnte.

Je mehr ich über griechische Tragödien nachdachte, desto besser schien es zu passen. Die klassischen Tragödien basierten auf griechischer Mythologie und Legenden, nicht wahr?

Außerdem – falls ich noch weitere Ausreden gebraucht hätte – wurden antike griechische Tragödien traditionell als Einakter ohne Pausen aufgeführt, wie moderne Filme, und sie wurden in der Regel in – kein Scherz – Trilogien präsentiert.

Ich meine, wie hätte ich da widerstehen können?

Ich wollte die Geschichte ausdrücklich als tragischen Mythos präsentieren, mit einer Sprache und einem Stil, die formeller und düsterer sind, als man es normalerweise von einer Star-Wars-Geschichte erwartet hätte. Schließlich wollte ich argumentieren, dass diese Geschichte etwas Besonderes war. Sie unterschied sich von allen anderen Star-Wars-Geschichten – nicht nur, weil es sich um den letzten Film handelte (so dachten wir jedenfalls damals), sondern weil diese Geschichte die wahre Grundlage für alle anderen war und sich schon auf der ersten Seite anders anfühlen sollte.

Aber die Anspielung auf die griechischen Tragödien war nur ein Teil meiner Idee, und ich ging davon aus, dass dieser Teil aus den oben genannten Gründen leicht zu realisieren sein würde. Der Rest jedoch nagte an mir, weil ich Elemente aus dem größeren Erweiterten Star-Wars-Universum, dem EU, einbauen wollte. EU war damals der Sammelbegriff für alle lizenzierten Star-Wars-Medien, darunter Hunderte von Romanen für alle Altersgruppen, Brett- und digitale Rollenspiele, Comics und sogar (wenn ich mich recht erinnere) ein schwarz-weißer Zeitungscomic aus den 1980er Jahren.

Ich brauchte dringend EU-Material, damit diese Geschichte funktionierte. Nicht allein, weil das EU seit Die neuen Abenteuer des Luke Skywalker Teil meines Lebens war, und schon gar nicht, weil es extrem cool wäre, Elemente dieser Geschichten in diese Romanadaption einzubauen (Okay, es war verdammt cool, aber das war nicht der Grund, warum ich es brauchte).

Vor allem war es Teil meiner Strategie, um mein Problem zu umgehen, dass ich nicht wusste, wie der Film tatsächlich aussehen würde. Da ich dieses Wissen nicht hatte, stützte ich mich stattdessen auf eine Sache, die Literatur einfach besser kann als Film. In einem Film sieht man, wie eine Figur interessante Dinge erlebt; in einem Buch kann man diese Figur sein, während sie die interessanten Dinge erlebt. Man kann sehen, was sie sieht, fühlen, was sie fühlt, und denken, was sie denkt.

Hier kam das EU ins Spiel. Es geht um den Kontext. Ich dachte mir, dass die emotionale Kraft, die dieses Buch erzeugen könnte, davon abhängen würde, wie gut wir diese Figuren kennen und wie sehr wir sie lieben. Diejenigen, die sich über die Jahre hauptsächlich auf die Filme konzentriert haben, können sich vielleicht nur schwer vorstellen, wie gut manche Leser dieses Material kannten und wie wichtig es für sie war.

Für sie hat diese Welt Geschichte. Sie sind direkt in diese Geschichte involviert. Wenn etwas Obi-Wan an Jabiim erinnert, kennen diese Leser diese düstere Geschichte. Sie haben sie mit diesen Figuren durchlebt. Langjährige Leser haben diese Leute durch Jahrzehnte voller Drama begleitet, mit schrecklichen Gräueln, unzerstörbaren Freundschaften und einer erstaunlichen Menge an Dingen, die einem das Herz brechen und zum Lachen bringen können, alles in derselben Geschichte.

Diese Leser haben mit diesen Leuten viel durchgemacht.

Ich war fest davon überzeugt, dass ich das EU brauchte, damit diese Geschichte als Roman funktionieren würde. Es würde der Geschichte Gewicht und Textur verleihen. Es würde mir ermöglichen, darauf einzugehen, woher diese Menschen kommen und wo die meisten von ihnen landen werden, und es würde mir ermöglichen, diese spezifische Erzählung und ihre Implikationen in den größeren „historischen“ Kontext der gesamten weit, weit entfernten Galaxis einzubinden. Ich wollte auch einen Weg finden, um mit Gelegenheitslesern – also der großen Mehrheit meiner Leserschaft – etwas von der Tiefe der Immersion zu teilen, die langjährige Leser erleben durften.

Also führte mich mein Begleiter in den Raum, wir wurden einander vorgestellt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich etwas darüber gestammelt habe, wie privilegiert ich mich fühlte, für das Projekt ausgewählt worden zu sein, aber ehrlich gesagt erinnere ich mich nicht mehr daran. Ich war ganz auf meine Präsentation konzentriert. Neben Herrn Lucas waren Howard Roffman (der große Chef von Lucas Licensing), das Verlegerteam von Lucasfilm und mein Verleger von Del Rey anwesend – mit denen ich am Vorabend besprochen hatte, wie ich meine Präsentation am besten gestalten könnte.

Da bin ich also. Mein großer Moment. Wir machen es uns auf einer schönen cremefarbenen Leder-Couchgarnitur an einem Ende des Konferenzraums bequem. Ich sitze im Sessel, meine Notizen liegen vor mir auf dem Fußhocker; Herr Lucas sitzt auf dem Zweisitzer. Jemand schaltet ein Tonbandgerät ein, damit ich mir keine Notizen machen muss, und ich beginne mit meiner Präsentation.

Mein Plan war es, mit einigen Themen zu beginnen, die ich vorbereitet hatte, um zu sehen, ob er meiner Herangehensweise zustimmt: die Philosophie der Jedi, die Natur der Macht, die Auswirkungen der Prophezeiung des Auserwählten – solche Dinge. Das Treffen ist auf zwei oder drei Stunden angesetzt, und nach der Hälfte der Zeit habe ich nur fünf oder sechs (von etwa dreißig) dieser Themen behandelt – in dem Kopf dieses Mannes steckt eine Menge nie veröffentlichter Jedi-Überlieferungen. Ich kann es kaum erwarten, mit dem beängstigenden Teil meiner Argumentation zu beginnen. Ich nehme all meinen Mut zusammen, aber trotzdem bin ich zu nervös, um einfach loszulegen, ohne vorher vorsichtig die Lage zu sondieren.

„Also … wenn ich dann mit dem eigentlichen Schreiben anfange“, beginne ich und versuche verzweifelt, einen beiläufigen Tonfall vorzutäuschen, „wie genau soll ich mich an das Drehbuch halten? Möchten Sie eine Szene-für-Szene-Wiedergabe? Möchten Sie zum Beispiel, dass ich Ihren Dialog verwende, oder – “

Er unterbricht mich mit einer Handbewegung und demonstriert einen der Gründe, warum George Lucas zu George Lucas geworden ist. Der Markenname. Die Legende, als die wir ihn alle kennen. Bis heute sehe ich das Funkeln in seinen Augen und höre das Lachen in seiner Stimme.

„Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Solange Sie nicht gegen die Geschichte verstoßen, können Sie machen, was Sie wollen“, erklärt mir Mr. Lucas zu meinem Erstaunen. „Machen Sie es einfach gut.“

Während ich blinzele und mit offenem Mund dastehe, während ein tausendstimmiger Engelschor in meinem Kopf „Halleluja“ singt, gelobe ich: „Ich werde auf jeden Fall alles geben, was ich habe.“

Das ist die Geschichte meines gesamten Pitches. Das war alles. Ich musste gar nichts anderes ansprechen.

Das hätte die Pointe dieser Geschichte sein können, wenn da nicht ein entscheidender Punkt gewesen wäre: In all den Tagen, in denen ich Argumente ausgearbeitet hatte, um sie davon zu überzeugen, mich diese Geschichte auf meine Weise erzählen zu lassen, hatte ich völlig versäumt, mir darüber Gedanken zu machen, wie ich „meine Weise“ tatsächlich umsetzen sollte.

Ich hatte keinen Plan.

Alle guten Ideen, die ich vielleicht hatte, gingen unter unzähligen schlechten Ideen unter; das Schreiben jeder Szene erwies sich als ein Prozess, bei dem ich jeden mir einfallenden Ansatz ausprobierte, bis ich einen fand, der sich richtig anfühlte. Das könnte einige der eher, ähm, eigenwilligen Erzählweisen in diesem Buch erklären. Die seltsamen Stellen tauchen dort auf, wo mir einfach keine konventionelle Möglichkeit einfiel, einen vergleichbaren Effekt zu erzielen.

In meinen Showbiz-Jahren war der beste Regisseur, unter dem ich je gearbeitet habe, dafür bekannt, dass er seinen Schauspielern nie sagte, wie sie eine Szene spielen sollten. Wir probierten es einfach so lange, bis ihm etwas nicht gefiel. Eine Anweisung, die ich häufig bekam, war: „Ich weiß nicht, was Du damit bezwecken wolltest, aber es hat nicht funktioniert. Versuch etwas anderes.“ Also probierten wir so lange etwas anderes aus, bis wir das begehrte „Okay, das funktioniert. So machen wir es.“ erhielten.

Der Hauptgrund, warum dieses Buch sich eher wie ein Roman als wie ein Müllcontainerbrand anfühlt, ist, dass ich großartige Lektoren hatte. Sue Rostoni, Shelly Shapiro und ihre Teams an beiden US-Küsten, darunter auch der große Lektor im Haupthaus der Skywalker Ranch, waren da, um mir zu sagen, wann ich etwas anderes ausprobieren musste. Zu wissen, dass sie hinter mir standen, gab mir den Mut, viele Dinge auszuprobieren, von denen die meisten Schreiblehrer einem wahrscheinlich gesagt hätten, sie niemals zu tun.

Aber wenn etwas funktioniert, machen wir es so.

Visuelle Einblicke in die Jubiläumsausgabe findet ihr hier auf Instagram. Das Buch könnt ihr beim Buchhändler eures Vertrauens oder online z.B. bei Amazon.de und Thalia vorbestellen.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

Schlagwörter

0 Kommentare

Einen Kommentar abschicken

Anzeige

mehr zum thema

Mehr zum Thema

Nacht senkt sich auf die galaktische Republik: Die Regierung Kanzler Palpatines wird mehr und mehr zur Diktatur, die Jedi müssen gegen einen dunklen Lord der Sith intrigieren, Anakins geheime Liebe zu Padmé Amidala droht enthüllt zu werden, und noch immer toben die schrecklichen Klonkriege. Als die Jedi die Identität des Sith-Lords Darth Sidious aufdecken, eskaliert die Lage, und aus der Asche der alten Ordnung erheben sich Darth Vader und ein böses Galaktisches Imperium.

Jetzt streamen!Mehr erfahren!

Die Rache der Sith // News

Die Rache der Sith dieses Wochenende im Kino

Jubiläumsausgabe Romanadaption Star Wars Die Rache der Sith Matthew Stover

Literatur // News

Jubiläumsausgabe der Romanadaption von Die Rache der Sith angekündigt

Bereits vor dem Kinostart von Krieg der Sterne 1977 erschien die Romanadaption des Films von Autor Alan Dean Foster. Seither haben Genregrößen von Archie Goodwin und Tom Veitch bis Timothy Zahn und Claudia Gray Star-Wars-Literatur für immer neue Generationen von Lesern und Fans geschaffen.

Mehr erfahren!
Star Wars Returns to Comics: Dark Empire

Literatur // Artikel

Zeitreise 1992: Das dunkle Imperium erwacht

Erben des Imperiums Header Banner

Literatur // Artikel

Zeitreise 1991: Die Entstehung von Erben des Imperiums

verwandte themen

Verwandte Themen

Interview mit Drew Karpyshyn

Interview mit Drew Karpyshyn

Der Autor der Darth-Bane-Romane im Gespräch

Literatur // Interview

23/12/2008 um 08:36 Uhr // 0 Kommentare

„Das Ende von Star Wars war längst überfällig“

„Das Ende von Star Wars war längst überfällig“

oder wie rückständig unser Hobby eigentlich ist 😉

Die Rache der Sith // Artikel

02/05/2005 um 18:05 Uhr // 86 Kommentare

SWU-Interview: Andreas Rauscher über Star Wars. 100 Seiten

SWU-Interview: Andreas Rauscher über Star Wars. 100 Seiten

Die wissenschaftliche Sicht auf die Welt von Star Wars

Literatur // Interview

29/09/2019 um 12:45 Uhr // 5 Kommentare

Keine Beiträge gefunden.

Anzeige