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Wie designt man einen Sith-Lord?

Episode I verlangte nach einem neuen Sith-Lord, dessen Aussehen mit dem legendären Darth Vader mithalten konnte. Iain McCaig beschreibt den Weg hin zu Darth Mauls Teufelsgesicht.
Iain McCaigs Konzepte hin zu Darth Maul@ Lucasfilm

Dein schlimmster Albtraum

Ein frühes Sith-Konzept, das noch in eine ganz andere Richtung ging und später zur Vorlage für die Hexen von Dathomir wurde.

Die Designs der Schurken aus der klassischen Star-Wars-Trilogie – von Darth Vader über den Imperator bis hin zu den Sturmtruppen – wurden in der Popkultur zu Sinnbildern des Bösen schlechthin. Als es an der Zeit war, Darth Maul, den neuen Hauptschurken für Die dunkle Bedrohung, zu entwerfen, hatten die Konzeptkünstler von Episode I ein wirklich dickes Brett zu durchbohren.

Episode-I-Konzeptzeichner Iain McCaig erinnert sich an diese schwierige Aufgabe zurück: „George Lucas hatte Darth Maul als eine Figur aus unseren schlimmsten Albträumen beschrieben. Also beschloss ich, George meinen schlimmsten Albtraum zu zeichnen.“

Iain McCaigs schlimmster Albtraum

„Zu der Zeit”, so McCaig weiter, „war das hier mein schlimmster Albtraum: Ich bin während eines Gewitters in einem Zimmer. Die Stunden vergehen und plötzlich bemerke ich, dass ein lebloses Gesicht gegen das Fenster gepresst ist. Es ist tot, aber es lebt, starrt mich durch den Regen an. Das habe so ungefähr für George nachgezeichnet – mit Metallzähnen und blutroten Bändern, die über das Gesicht fallen, anstelle des Regens. Als George es sah, drehte er die Zeichnung schnell um und sagte: Okay, und jetzt zeichne mir Deinen zweitschlimmsten Albtraum.”

Das wären dann übrigens Clowns gewesen, aber dazu kommen wir später noch.

Da Episode I eine Vorproduktionszeit von vollen drei Jahren hatte – eine für einen Spielfilm fast unvorstellbare Zeitspanne –, verbrachte McCaig viel Zeit damit, Masken zu zeichnen, die mit Ralph McQuarries Originaldesign für Darth Vader mithalten könnten. „Was Ralph sich ausgedacht hat, war perfekt“, findet McCaig. „Teils Schädel, teils Nazihelm. Ich habe alles versucht, um es zu übertreffen, bevor ich schließlich das Handtuch geworfen habe.“

Weitere Sith-Konzepte

Der Durchbruch für Maul kam, als McCaig begann, andere Mitglieder der künstlerischen Abteilung von Episode I in Sith-Lords zu verwandeln.

Ein Kürbis als Vorbild

„Daher stammen meine Charakterentwürfe wirklich, von Persönlichkeiten und nicht nur von Ideen, die auf einen generischen Jemand geworfen werden“, berichtet McCaig lächelnd. „Ich nahm mir also David Dozoretz vor, den Leiter unserer Animatics-Gruppe, und zeichnete ihn mit dieser unglaublichen Maske. Alles, was man sah, waren seine Augen, die durch die Maske hindurchschauten. Und nur so zum Spaß, weil ich wollte, dass David sein eigenes Gesicht sieht, habe ich ein Bild daneben eingefügt, auf dem er die Maske nicht trägt. Weil es David war, habe ich diesem Gesicht eine Computerplatine verpasst.”

Als Lucas die Zeichnung sah, war er von der Idee mit der Computerplatine fasziniert. McCaig ging in diese Richtung weiter und zeichnete das Abbild des Produktionsfotografen von Episode I, Greg Gawlowski, wobei er Teile aus ihm herausschälte, als wäre er ein Kürbis. „Es ist immer ein Balanceakt“, erinnert sich McCaig. „Greg ist so eine leise, sanfte Seele, dass er die perfekte Kontrastfigur für den bösen Sith war. Ich habe ein leuchtendes orangefarbenes Licht in ihn hineingelegt”, erinnert sich McCaig, „und das gefiel George noch besser.“

McCaigs nächstes „Opfer” war Szenenbildner Gavin Bocquet, von dem McCaig sagt: „Er hat ein süßes Gesicht – aber er kann ziemlich böse aussehen, wenn man ihn ins richtige Licht rückt.“ McCaig hatte mit der Illustration zu kämpfen, wollte sie aber nicht aufgeben. „Überall war Abdeckweiß. Darüber war Filzstift. Ich nahm ein Messer und schnitzte hinein, und als ich endlich fertig war, hasste ich es. Mit Klebeband entfernte ich alles, was nicht funktionierte und hatte damit eine Art Rorschach-Muster auf seinem Gesicht. Und das funktionierte. Und ich wusste es. Wenn man eine Zeichnung hat und sie gefunden hat, geht einem ein Licht auf. Also zeigte ich sie George, und er war derselben Meinung. Endlich waren wir auf dem richtigen Weg.”

Warnsignale

McCaig begann, nach ähnlichen Mustern im echten Leben zu suchen. Dies erwies sich als einfache Aufgabe. „Wenn man das Fleisch von Ihrem Gesicht abziehen würde, würden die Muskeln ein Darth-Maul-artiges Muster bilden. Die Vorstellung eines geschundenen Gesichts war für mich sowohl schön als auch beängstigend. Außerdem gibt es Markierungen auf allen möglichen gefährlichen Tieren: Schlangen, Tigern, Wespen – ein dunkler schwarzer Streifen auf rotem oder gelbem Grund ist oft ein Warnzeichen für andere Tiere, sich fernzuhalten. Wehrlose Tiere übernehmen diese Muster sogar, um andere abzuschrecken.“

Ähnliche Markierungen finden sich auch in der menschlichen Kultur. „Ich habe mir viele afrikanische Stämme angesehen“, erzählt McCaig. „Einige von deren Gesichtsbemalungen wirkten ziemlich furchteinflößend: blutrot und glänzend. Es sah aus, als hätten sich die Besitzer heftig den Kopf angeschlagen.“

„Natürlich führt alles zu Clowns zurück. Clowns haben mir schon immer eine Heidenangst eingejagt. Wer weiß, was sie hinter diesem aufgemalten Lächeln fühlen? Seit ich drei bin, habe ich Albträume von Bozo dem Clown.“

McCaig schuf auch eine Reihe klassischer Rorschach-Designs, indem er Tinte auf Papier tropfen ließ, dieses in der Mitte faltete und dann öffnete, bis er genau die Richtung fand, nach der er suchte. „Ich habe sie alle noch. Ein Haufen verspritzter Tintenmuster. Das endgültige Muster war eine Mischung aus diesen Mustern, meiner Recherche und meiner eigenen Verschrobenheit.“

Schließlich verwendete McCaig sein eigenes Gesicht für das endgültige Design von Darth Maul. „Ich kenne meine eigenen Abgründe und meine eigene Dunkelheit besser als jeder andere“, meint er.

Als letzten Schliff versuchte McCaig, die Bestialität des Kopfes mit etwas Schönheit auszugleichen. „Um ein so schreckliches Design wie einen Kopf aus geschundenem Fleisch auszugleichen, hätte man ihm eine weiche Kapuze geben können oder langes, wallendes Haar oder, in diesem Fall, Federn. Es handelte sich um wunderschöne schwarze Federn, die wie Gebetstotems der amerikanischen Ureinwohner an einem Stück Klavierdraht befestigt waren. Und jeden Morgen stellte ich mir vor, wie Darth Maul aufsteht und seinen Kopf mit diesem Klavierdraht zusammenbindet, damit die Federn an den richtigen Stellen sitzen – dass das einfach Teil seiner Fokussierung als Sith wäre.“ Nick Dudman, der Leiter der Kreatureneffekte, und sein Team interpretierten diese Federn später als Hörner.

Für McCaig ist das Kostüm einer Figur kein nachträgliches Element, sondern von vornherein ein integraler Bestandteil des Designs. „Ich hatte ein Kostüm entworfen, das das abgezogene Fleisch widerspiegelte, also war auch das Kostüm in Muskelmuster zerlegt“, berichtet er. „Das erste Kostüm war ziemlich wuchtig und machte ihn überlebensgroß. Er hatte Batman-artige Spikes, die aus seinem Nacken ragten. Das war für den Großteil des Storyboardprozesses sein Kostüm. Aber George bezeichnete den Kampf zwischen Sith und Jedi immer wieder als Hahnenkampf, mit viel Herumwirbeln und Herumgespringe, und mir wurde klar, was für eine Verschwendung es wäre, ihn in diesem engen Ganzkörperanzug auflaufen zu lassen.“

Wieder schaute McCaig auf die Vorbilder der Natur und bemerkte einen Trend zu großen Mähnen und Merkmalen, die sich beim Angriff aufblähen. In Absprache mit Kostümdesignerin Trisha Biggar entwickelte er etwas Ähnliches wie Samurai-Faltengewänder, „damit sich alle diese Stoff-Bestandteile zur Seite ausbreiten können, wenn er sich dreht.“

Angesichts der schwierigen Aufgabe, einen Bösewicht zu entwerfen, der in einem Universum mit Darth Vader bestehen kann, ist McCaig mit den positiven Reaktionen auf Darth Maul zufrieden. „Es ist schon komisch“, sinniert McCaig, „einige Zeichnungen sind einfach anders als die anderen. Sie stechen schon von Anfang an als ikonisch hervor. Genau da stehen wir jetzt bei Episode II: Auf der Suche nach den nächsten ikonischen Figuren.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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