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Andor // Artikel

Wie die Sprache Ghormans entstand

Ghor klingt nicht nur gut, die Sprache des Planeten Ghorman wurde tatsächlich en détail ausgearbeitet. Ein Blick hinter die Kulissen dieses Prozesses.
Ghorman - Sie singen ihre Hymne© Lucasfilm

Andor hat an vielen Stellen bemerkenswerten Aufwand betrieben, um seine Welt zum Leben zu erwecken. Das Film- und TV-Portal Consequence hat sich eine der spannendsten Kreationen näher angesehen, die Kunstsprache des Planeten Ghorman.


Die zweite Staffel von Andor hat sich intensiv mit dem bisher unerforschten Planeten Ghorman beschäftigt, einer friedlichen Welt, in der aus Spinnennetzen der beliebteste Stoff der Galaxis geworben wird. In der ersten Hälfte der Staffel hat die Disney+-Serie viel Wert darauf gelegt, Ghorman als eine reichhaltig definierte Welt mit eigener Geschichte, Tradition und Kultur zu etablieren, insbesondere durch die Sprache Ghor, eine vollständig entwickelte, brandneue Kunstsprache, die von den Bewohnern des Planeten gesprochen wird.

„Sprache ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Kultur, jeder Nationalität oder, im Fall von Star Wars, jedes Planeten“, erklärt David Acord gegenüber Consequence. „Wenn man eine gut ausgearbeitete Sprache hat, die die Figuren auf dem Bildschirm sehr flüssig und glaubwürdig sprechen, und man diese Welt hat, die um diese Kultur herum aufgebaut ist, hilft einem das enorm dabei, diese völlig einzigartige Kultur darzustellen.“

Acord und Margit Pfeiffer waren beide als Sound Editor in unterschiedlichen Funktionen an der zweiten Staffel von Andor beteiligt: Pfeiffer konzentrierte sich auf alle menschlichen Dialoge in der Serie, während Acord – wie Pfeiffer es ausdrückt – „den ganzen Spaß beim Entwerfen der Raumschiffe und Aliens hat und das dann perfekt mit der Musik mischt“. Kurz gesagt, sie waren beide für das verantwortlich, was man beim Anschauen von Andor hört – einschließlich der Umsetzung der Ghor-Dialoge auf der Leinwand.

Marina Tyndall, Diego Lunas Dialektcoach seit Rogue One, schuf die Sprache der Ghor – „eine fiktive Sprache mit eigenen Regeln, Lauten, Grammatik und Aussprache“, so Pfeiffer. Sie bestätigt auch, dass Schöpfer Tony Gilroy sich für Ghorman stark an der französischen Kultur orientiert hat, „vom wunderschönen Set-Design über den Klang der Sprache bis hin zu den aufwendigen Stoffen und Wandteppichen und dem gesamten Szenenbild, das sich darum dreht. Die Sprache folgte diesem Vorbild.“

Das bedeutet, so fährt sie fort, dass „wir zwar versucht haben, ein wenig italienische Grammatik einzubauen, die Phonetik [von Ghor] jedoch rein französisch ist. Ein Franzose könnte die Zeilen von einem Blatt Papier ablesen, auch wenn sie auf Französisch keinen Sinn ergeben würden – aber es ist der melodische Klang des Französischen, den wir beibehalten wollten.“

Während die Syntax für Französischsprachige vertraut sein mag, sind laut Pfeiffer „alle Vokabeln erfunden. Sie folgen strengen Regeln – ein Substantiv ist ein Substantiv, ein Verb ist ein Verb –, aber die Wörter selbst sind erfunden.“ Die Grenzen des Ghor-Wortschatzes mögen technisch durch die Drehbücher und die Wörter, die erfunden werden mussten, um die Dialoge der Autoren wiederzugeben, vorgegeben sein. Dennoch sind das immer noch sehr viele Wörter.

„Wir haben Hunderte und Aberhunderte von Dialogzeilen aufgenommen“, so Pfeiffer weiter. „Und wenn man sich die Struktur einer Sprache ansieht, kann man sich meiner Meinung nach als einigermaßen fließend bezeichnen, wenn man etwa 2000 Wörter kennt – dann kann man einfache Sätze bilden und die gängigsten Wörter verwenden.“

Und dann gibt es noch speziellere Themen, wie sie anmerkt: „Für eine Rebellion und ein Massaker braucht man andere Wörter als für das Einchecken in ein Hotel.”

Leider mussten die Bewohner von Ghorman Dialoge für all diese Szenarien lernen. Denn wie wir im Laufe der Staffel erfahren, ist der Planet nicht nur ein Mode-Mekka – das immer mächtiger werdende Imperium hat entdeckt, dass es direkt unter der Oberfläche ein seltenes Mineral gibt, das der Imperator benötigt. Und was der Imperator will, bekommt er mit allen Mitteln.

Dies verstärkt die Wirkung der Zerstörung von Ghorman in der 8 Folge von Staffel 2, „Wer bist Du?“, nur noch, findet Acord. „Es ist wichtig, dass wir zeigen, dass es auf diesem Planeten eine üppige Kultur gibt, die die faschistischen Machthaber des Imperiums für weniger wichtig erachten als die Mineralien unter seiner Oberfläche. Das baut die Spannung und das Mitgefühl auf, das man für diese Menschen empfindet.“

Da ihr Fokus auf den „menschlichen Stimmen“ lag (im Gegensatz zu Raumschiffen und außerirdischen Kreaturen), tauchte Pfeiffer während der Postproduktion vollständig in Ghor ein: Über „Wer bist Du?“ erklärt sie: „Alle Stimmen, die man während der Proteste im Hintergrund hört – die Sprechchöre, der Gesang, die Eskalation der gesamten Szene während der ganzen Folge bis hin zum Massaker – all diese Zeilen standen im Drehbuch. Jede einzelne wurde von Tony geschrieben und von Marina [in Ghor] übersetzt.“

Diese Hintergrundzeilen wurden dann mit der „Loop-Gruppe“ aufgenommen (einer Gruppe von Synchronsprechern, die während der Postproduktion in eine Aufnahmekabine kommen, um die Gespräche der Hintergrundcharaktere zu sprechen). Pfeiffer merkt an, dass diese Dialoge in Ghor dem Publikum helfen, „die Energie, die Dramatik, die Angst, den Terror, den Schmerz und die Gewalt wirklich zu spüren“, insbesondere wenn das Massaker eskaliert.

Laut Pfeiffer hielt sich das Produktionsteam „sehr streng an das Drehbuch, aber ich habe am Set gehört, dass die Schauspieler die Sprache Ghor, die Melodie und den Klang sowie den Rhythmus so gut beherrschten, dass sie einfach improvisieren konnten. Ich glaube aber nicht, dass sie das getan haben, denn letztendlich richten wir uns alle nach Tony Gilroys wunderbaren Worten. Daran muss man sich halten.“

Ghorman - Kurz vor dem Massaker
Noch singen sie
© Lucasfilm

Die Ghor-Dialoge wurden vor Ort am Set aufgenommen, aber einige Zeilen mussten in der Nachbearbeitung im Rahmen des ADR-Prozesses (Automatic Dialogue Replacement) neu aufgenommen werden. Wenn ein Satz in Ghor von den Autoren gegenüber der Originalversion geändert wurde (was bei ADR häufig vorkommt), erhielt Pfeiffer von Tyndall ein „Tonbeispiel“, um sicherzustellen, dass die richtige Aussprache verwendet wurde. Manchmal war auch ein Sprachcoach bei den Aufnahmen dabei, um die Schauspieler zu beraten.

Die zusätzlichen Dialoge wurden auf der ganzen Welt aufgenommen, manchmal via Zoom und manchmal auch in einem Tonstudio. Da die meisten Ghor-sprechenden Schauspieler Franzosen waren, gab es eine Zoom-Session in einem Pariser Studio, um den Großteil ihrer ADR-Aufnahmen zu erledigen. Manchmal wurden die Dialoge in Ghor sogar auf den ADR-Bildschirm projiziert, damit die Schauspieler sie als Orientierung nutzen konnten – ähnlich wie bei der Technik, die Synchronsprecher verwenden, wenn sie englische Dialoge für fremdsprachige Serien wie Squid Game synchronisieren. Ghor-Karaoke, nennt es Pfeiffer.

„Man behandelt es wie jede andere Sprache“, fügt Pfeiffer hinzu. „Es muss bestimmten Regeln folgen, und man muss natürlich sicherstellen, dass der Dialog perfekt lippensychron ist und gut klingt. Man möchte die richtigen Emotionen für das vermitteln, was die Schauspieler spielen. Und das Gleiche gilt für alle anderen Stimmen, die man hinzufügt. Die Vorgehensweise ist also eigentlich nicht anders, und man gewöhnt sich an den Klang.“

Die Kraft der so umfassend entwickelten Sprache Ghor bedeutet, dass sie „auch zu einem Merkmal des Schauplatzes wird. Sie versetzt einen unbewusst in eine andere Welt, und man identifiziert sich mit ihr und den Menschen dort“, meint sie.

Acord stimmt dem zu und merkt an, dass die frühen Sprachen in Star Wars, wie das Huttische und Jawa, bei ihrer Einführung noch nicht sehr ausgearbeitet waren. „Dies ist meines Wissens das erste Mal, dass in Star Wars eine vollständig entwickelte Sprache speziell für diesen Planeten geschaffen und von Schauspielern gesprochen wurde.“

Nachdem sie so intensiv am Sound der Serie gearbeitet hat, glaubt Pfeiffer nicht, dass sie Ghor fließend sprechen könnte, aber „wenn sie während der Serie bestimmte Wörter rufen, versteht man nach einer Weile deren Bedeutung. Und die Gesänge und Lieder werden mir für immer im Gedächtnis bleiben. Sie sind ein Beweis dafür, wie gut das alles konzipiert wurde.“


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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2 Kommentare

  1. WedgeAntilles

    Wirklich großartig mit wieviel Mühe und Sorgfalt man hier dafür gesorgt hat, dass Planeten wie Ghorman oder Ferrix eine ganz eigene glaubhafte Identität haben, die sich schnell wiedererkennen lässt. Und das ganz ohne den Einsatz von bunten CGI-Planeten. Alles fühlt sich nach realen Orten und Menschen an. So geht World Building. Da können sich alle anderen Star Wars-Produktionen ein Beispiel dran nehmen.

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