Anzeige

Eine neue Hoffnung // Artikel

Zeitreise 1977: So entstand der Krieg der Sterne – Starlog

Noch vor dem Kinostart von Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung blickte das Magazin Starlog interessiert hinter die Kulissen des bahnbrechenden Meilensteins der Kinogeschichte.
Kinobanner: Krieg der Sterne 1977© Lucasfilm

Eine Weltraumoper

R2-D2 und C-3PEO befinden an Bord eines Rebellenkreuzers, als dieser angegriffen wird. Sie fliehen mit einer Rettungskapsel und stürzen in der Wüste von Tatooine ab. Sturmtruppen verfolgen sie dorthin.

Die Geschichte, die Lucas erdachte, erzählt von den – an die Drei Musketiere erinnernden – Taten von Luke Skywalker, einem rastlosen jungen Bauern, der mit seinem Onkel auf dem lebensfeindlichen Planeten Tatooine lebt – einem Ort, der so wenig nutzbringend ist, dass seine Bewohner glauben, die Diktatur, die gerade die übrige Galaxis verschlingt, gehe sie nichts an. Wie sich jedoch herausstellt, ist dem nicht so, und Luke wird ohne sein Zutun zur letzten Hoffnung der Widerstandsbewegung, denn er ist – auch wenn er es zunächst nicht weiß – im Besitz eines Roboters, der eine Botschaft von einer gefangengenommenen Senatorin in sich trägt.

Diese Botschaft enthält Informationen darüber, wie man den Todesstern lahmlegen kann – ein Schiff in der Größe des Monds mit genügend Waffen, um damit Planeten zerstören zu können (und es auch tatsächlich zu tun), und zugleich Regierungszentrum der Diktatur, wo die Senatorin gefangengehalten wird.

Lukes Führer und Mentor ist der alte Obi-Wan Kenobi, einer der letzten edlen Ritter der alten Ordnung; seine Schüler waren Lukes eigener Vater und Darth Vader, der gleichermaßen die rechte Hand und der Häscher des Diktators ist. Vader war es auch, der Lukes Vater Jahre zuvor getötet hat.

Luke und Ben gehen durch die Hafenstadt Mos Eisley. Sie suchen nach einem Raumpiraten, der keine Fragen stellt.

„Die Geschichte weist Einflüsse aus allen möglichen Quellen auf”, erklärt Lippincott. „Leute haben schon erklärt, sie hätten Anlehnungen an Der Herr der RingeFlash Gordon oder Dune – Der Wüstenplanet gefunden, und es gibt eine Vielzahl von Verbindungspunkten zu Inspirationsquellen außerhalb der Science-Fiction, darunter die japanische Samurai-Tradition. Sie ist eine Grundlage für die Jedi-Krieger im Film, wobei ich bezweifle, dass das allzu viele Leute außerhalb Japans erkennen werden. In erster Linie geht die Geschichte aber auf Legenden und Märchen zurück. Was wir hier tun, ist genau das, was früher die Brüder Grimm und Hans Christian Andersen getan haben.”

„Der Film ist eine Weltraumoper”, gibt auch Lucas offen zu.

Das Filmdesign

Die Arbeit am Film begann schon 1975, als 20th Century-Fox offiziell grünes Licht gab. Höchste Priorität hatte zu diesem Zeitpunkt die visuelle Ausgestaltung des Films. Lucas scharte verschiedene gestalterische Berater um sich und traf sich mit dem Künstler Ralph McQuarrie aus Los Angeles. Der schuf eine Reihe atemberaubend schöner Gemälde, in denen Kulissen, Kostüme und Effekte zu sehen waren und die als Basis späterer Konzepte dienten. Viele dieser Gemälde wurden ein ganzes Jahr vor den 17wöchigen Dreharbeiten von Krieg der Sterne fertiggestellt. (Einige dieser Gemälde sind in diesem Artikel zu sehen, zwei wurden in Farbe in STARLOG Nr. 6 abgedruckt und ein weiteres ist auf der Rückseite des STARLOG Photo Guidebook to SPACESHIPS zu sehen.)

Ein weiteres McQuarrie-Bild: Die Cantina-Szene in Mos Eisley. Außerirdische gibt es hier zuhauf, aber Luke bekommt Probleme, weil sie dort „keine Droiden“ haben wollen.

Lucas hatte mehrere zentrale Vorstellungen, die den Film hinsichtlich seines Designs, seiner Glaubwürdigkeit und seines visuellen Charakters zu einem großen Ganzen werden ließen.

„George wollte, dass der Film spektakulär aussieht”, berichtet Lippincott, „und dass unsere technischen Gerätschaften fremd genug wirken, um kontinuierlich auf einen anderen Ort und eine andere Zeit hinzuweisen.
Gleichzeitig legte er aber auch großen Wert darauf, sie nicht zu fremdartig zu machen – weil die Zuschauer dann so derart von den Kulissen fasziniert wären, dass sie darüber die Geschichte aus dem Auge verlieren.“

Wer den Krieg der Sterne-Roman gelesen hat, versteht, wieso das so wichtig ist; die Handlung entwickelt sich extrem schnell und steckt voller Überraschungen und plötzlicher Wendungen wie man es von einem melodramatischen Abenteuerthriller dieser Art auch erwartet.
„Das ist kein Film, zu dem man zu spät ins Kino kommen will”, warnt Lippincott.

So stellte sich Zeichner McQuarrie die letzte Szene des Films vor: Die triumphale Rückkehr der Helden zum Rebellenstützpunkt. Die Prinzessin erwartet sie.

Darüber hinaus bestand Lucas darauf, dass seine Welt Tatooine, der Todesstern und der Dschungelmond Yavin (gefilmt wurde er in Zentralamerika) nach einem gebrauchten Universum aussehen. Das Schmugglerschiff, das hundert Jahre alt sein soll, ist deshalb mit Ölflecken, Dellen von Meteoriteneinschlägen und Spuren von Streifschüssen seiner zahllosen Zusammenstöße mit dem Gesetz übersät. Die Gebäude sehen aus, als würde in ihnen wirklich jemand leben. Selbst auf dem gerade erst fertiggestellten Todesstern finden sich Anzeichen, dass die Arbeiter noch keine Zeit hatten sauberzumachen. Und so geht es weiter.

„Diese Leute haben ihr eigenes Leben und ihre eigene Geschichte”, so Lippincott. „Wir unterbrechen dieses Leben nur einen Moment lang.”

Der aufsässige Kameramann

Um inmitten dieser spektakulär einfallsreichen Aufmachung noch einen Hauch Realismus einzufangen, wollte Lucas ursprünglich eine Dokumentarfilmkamera einsetzen. Lucas und Lippincott waren an der Uni beide vom Stil des Briten Gil Taylor beeindruckt, der als Kameramann an Ekel, dem Beatlesfilm Yeah Yeah YeahDr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, Hitchcocks Frenzy und weiteren Filmen arbeitete. „Für mich”, so Lippincott, „war er der beste Schwarz-Weiß-Kameramann der 60er Jahre. Ein toller Typ. Er war Polanskis und Hitchcocks Lieblingskameramann. Hitchcock wollte ihn sogar nach Amerika mitnehmen.” (Lippincott hat vor Krieg der Sterne mit Hitchcock zusammengearbeitet.)

„Aber Gil hatte andere Vorstellungen.” Dem Krieg der Sterne-Kameramann schwebten dunkles Drama, brilliante Actionszenen, ein kreativer Farbeinsatz und wilde Kameraeinstellungen vor. Der fertige Film sieht nun wie eine Mischung aus Kunst- und Dokumentarfilm aus. „Gil hat den Dokumentarstil, den George wollte, nie zugelassen. Persönlich glaube ich auch nicht, dass der Film dazu geeignet war”, meint Lippincott nachdenklich. „Ich denke, George ist das im Nachhinein auch klargeworden.”

Ein weiterer T-65 X-Flügel-Jäger der Rebellen. Was ihm an Verteidigungsvorrichtungen fehlt, macht er bei der Geschwindigkeit und Manövrierbarkeit wieder wett. Er sieht beinahe echt aus.

Der Stützpunkt der Filmemacher waren die EMI-Elstree-Studios in London, in denen etwa 30 Kulissen auf den acht angemieteten Tonbühnen errichtet wurden. (Die neunte Tonbühne von Elstree wurde von Paul McCartneys Gruppe Wings genutzt.) Drei Monate vor dem Beginn der Dreharbeiten übernahmen die Krieg der Sterne-Macher das gesamte Studio, mitsamt seinen Ateliers, Tonbühnen, technischen Einrichtungen, Werkstätten und seinem Requisitenarchiv. Ihre erste große Aufgabe: Die Vorbereitung des Drehs der Wüstenszenen, der in Tunesien kurz vor dem Beginn der Touristensaison über die Bühne gehen sollte.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

Schlagwörter

2 Kommentare

  1. andif8

    1000-Dank für die Zeitreise-Artikel!
    Mit Jahrgang 70 (letztes Jahrhundert) sind diese ein besonderer Flashback für mich.

    • Christoph

      Besten Dank für die freundlichen Worte! Genau dafür – und natürlich aus dem Interesse der Spätgeborenen an den Anfängen heraus – haben wir hier solche Fundstücke gesammelt. 😊

Einen Kommentar abschicken

Anzeige

mehr zum thema

Mehr zum Thema

Es herrscht Bürgerkrieg. Bei dem Versuch, Geheimpläne zur ultimativen Waffe des Imperiums, dem Todesstern, zu den Rebellen zu bringen, wird Prinzessin Leia von Alderaan von Darth Vader gefangengenommen. Der letzte Jedi-Ritter Obi-Wan Kenobi, der Bauernjunge Luke Skywalker, die Droiden R2-D2 und C-3PO und der Schmuggler Han Solo mit seinem Freund Chewbacca eilen Leia zur Hilfe, bevor es zum entscheidenden Kampf gegen die verheerende Superwaffe kommt.

Jetzt streamen!Mehr erfahren!
Zeitreise: New York Times 1976

Eine neue Hoffnung // Artikel

Zeitreise 1976: George Lucas träumt vom Weltraum und vom Ruhestand

50 Jahre Star Wars

Eine neue Hoffnung // News

Zum 50. Geburtstag: Star Wars kommt zurück in die Kinos

verwandte themen

Verwandte Themen

Wir stellen vor: Clone-Wars-Macher Genndy Tartakovsky

Wir stellen vor: Clone-Wars-Macher Genndy Tartakovsky

Clone-Wars-Macher Genndy Tartakovsky ist in der Animationsbranche alles andere als ein Unbekannter. Wir stellen ihn euch kurz vor.

Clone Wars // Artikel

22/08/2007 um 18:34 Uhr // 0 Kommentare

Interview: Christopher Lee beschwört die Macht herauf

Interview: Christopher Lee beschwört die Macht herauf

In einem großen Interview spricht Christopher Lee über Episode II, den Herrn der Ringe und seine jahrzehntelange Karriere.

Angriff der Klonkrieger // Interview

11/12/2001 um 12:45 Uhr // 0 Kommentare

George Lucas – Leben und Werk des Star-Wars-Erfinders

George Lucas – Leben und Werk des Star-Wars-Erfinders

Eine Übersicht über das Leben und Wirken von Star-Wars-Erfinder George Lucas mit einem Interview über sein Lebenswerk.

Die Macher // Artikel

13/08/2013 um 16:51 Uhr // 0 Kommentare

Keine Beiträge gefunden.

Anzeige