Eine Weltraumoper

Die Geschichte, die Lucas erdachte, erzählt von den – an die Drei Musketiere erinnernden – Taten von Luke Skywalker, einem rastlosen jungen Bauern, der mit seinem Onkel auf dem lebensfeindlichen Planeten Tatooine lebt – einem Ort, der so wenig nutzbringend ist, dass seine Bewohner glauben, die Diktatur, die gerade die übrige Galaxis verschlingt, gehe sie nichts an. Wie sich jedoch herausstellt, ist dem nicht so, und Luke wird ohne sein Zutun zur letzten Hoffnung der Widerstandsbewegung, denn er ist – auch wenn er es zunächst nicht weiß – im Besitz eines Roboters, der eine Botschaft von einer gefangengenommenen Senatorin in sich trägt.
Diese Botschaft enthält Informationen darüber, wie man den Todesstern lahmlegen kann – ein Schiff in der Größe des Monds mit genügend Waffen, um damit Planeten zerstören zu können (und es auch tatsächlich zu tun), und zugleich Regierungszentrum der Diktatur, wo die Senatorin gefangengehalten wird.
Lukes Führer und Mentor ist der alte Obi-Wan Kenobi, einer der letzten edlen Ritter der alten Ordnung; seine Schüler waren Lukes eigener Vater und Darth Vader, der gleichermaßen die rechte Hand und der Häscher des Diktators ist. Vader war es auch, der Lukes Vater Jahre zuvor getötet hat.

„Die Geschichte weist Einflüsse aus allen möglichen Quellen auf”, erklärt Lippincott. „Leute haben schon erklärt, sie hätten Anlehnungen an Der Herr der Ringe, Flash Gordon oder Dune – Der Wüstenplanet gefunden, und es gibt eine Vielzahl von Verbindungspunkten zu Inspirationsquellen außerhalb der Science-Fiction, darunter die japanische Samurai-Tradition. Sie ist eine Grundlage für die Jedi-Krieger im Film, wobei ich bezweifle, dass das allzu viele Leute außerhalb Japans erkennen werden. In erster Linie geht die Geschichte aber auf Legenden und Märchen zurück. Was wir hier tun, ist genau das, was früher die Brüder Grimm und Hans Christian Andersen getan haben.”
„Der Film ist eine Weltraumoper”, gibt auch Lucas offen zu.
Das Filmdesign
Die Arbeit am Film begann schon 1975, als 20th Century-Fox offiziell grünes Licht gab. Höchste Priorität hatte zu diesem Zeitpunkt die visuelle Ausgestaltung des Films. Lucas scharte verschiedene gestalterische Berater um sich und traf sich mit dem Künstler Ralph McQuarrie aus Los Angeles. Der schuf eine Reihe atemberaubend schöner Gemälde, in denen Kulissen, Kostüme und Effekte zu sehen waren und die als Basis späterer Konzepte dienten. Viele dieser Gemälde wurden ein ganzes Jahr vor den 17wöchigen Dreharbeiten von Krieg der Sterne fertiggestellt. (Einige dieser Gemälde sind in diesem Artikel zu sehen, zwei wurden in Farbe in STARLOG Nr. 6 abgedruckt und ein weiteres ist auf der Rückseite des STARLOG Photo Guidebook to SPACESHIPS zu sehen.)

Lucas hatte mehrere zentrale Vorstellungen, die den Film hinsichtlich seines Designs, seiner Glaubwürdigkeit und seines visuellen Charakters zu einem großen Ganzen werden ließen.
„George wollte, dass der Film spektakulär aussieht”, berichtet Lippincott, „und dass unsere technischen Gerätschaften fremd genug wirken, um kontinuierlich auf einen anderen Ort und eine andere Zeit hinzuweisen.
Gleichzeitig legte er aber auch großen Wert darauf, sie nicht zu fremdartig zu machen – weil die Zuschauer dann so derart von den Kulissen fasziniert wären, dass sie darüber die Geschichte aus dem Auge verlieren.“
Wer den Krieg der Sterne-Roman gelesen hat, versteht, wieso das so wichtig ist; die Handlung entwickelt sich extrem schnell und steckt voller Überraschungen und plötzlicher Wendungen wie man es von einem melodramatischen Abenteuerthriller dieser Art auch erwartet.
„Das ist kein Film, zu dem man zu spät ins Kino kommen will”, warnt Lippincott.

Darüber hinaus bestand Lucas darauf, dass seine Welt Tatooine, der Todesstern und der Dschungelmond Yavin (gefilmt wurde er in Zentralamerika) nach einem gebrauchten Universum aussehen. Das Schmugglerschiff, das hundert Jahre alt sein soll, ist deshalb mit Ölflecken, Dellen von Meteoriteneinschlägen und Spuren von Streifschüssen seiner zahllosen Zusammenstöße mit dem Gesetz übersät. Die Gebäude sehen aus, als würde in ihnen wirklich jemand leben. Selbst auf dem gerade erst fertiggestellten Todesstern finden sich Anzeichen, dass die Arbeiter noch keine Zeit hatten sauberzumachen. Und so geht es weiter.
„Diese Leute haben ihr eigenes Leben und ihre eigene Geschichte”, so Lippincott. „Wir unterbrechen dieses Leben nur einen Moment lang.”
Der aufsässige Kameramann
Um inmitten dieser spektakulär einfallsreichen Aufmachung noch einen Hauch Realismus einzufangen, wollte Lucas ursprünglich eine Dokumentarfilmkamera einsetzen. Lucas und Lippincott waren an der Uni beide vom Stil des Briten Gil Taylor beeindruckt, der als Kameramann an Ekel, dem Beatlesfilm Yeah Yeah Yeah, Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben, Hitchcocks Frenzy und weiteren Filmen arbeitete. „Für mich”, so Lippincott, „war er der beste Schwarz-Weiß-Kameramann der 60er Jahre. Ein toller Typ. Er war Polanskis und Hitchcocks Lieblingskameramann. Hitchcock wollte ihn sogar nach Amerika mitnehmen.” (Lippincott hat vor Krieg der Sterne mit Hitchcock zusammengearbeitet.)
„Aber Gil hatte andere Vorstellungen.” Dem Krieg der Sterne-Kameramann schwebten dunkles Drama, brilliante Actionszenen, ein kreativer Farbeinsatz und wilde Kameraeinstellungen vor. Der fertige Film sieht nun wie eine Mischung aus Kunst- und Dokumentarfilm aus. „Gil hat den Dokumentarstil, den George wollte, nie zugelassen. Persönlich glaube ich auch nicht, dass der Film dazu geeignet war”, meint Lippincott nachdenklich. „Ich denke, George ist das im Nachhinein auch klargeworden.”

Der Stützpunkt der Filmemacher waren die EMI-Elstree-Studios in London, in denen etwa 30 Kulissen auf den acht angemieteten Tonbühnen errichtet wurden. (Die neunte Tonbühne von Elstree wurde von Paul McCartneys Gruppe Wings genutzt.) Drei Monate vor dem Beginn der Dreharbeiten übernahmen die Krieg der Sterne-Macher das gesamte Studio, mitsamt seinen Ateliers, Tonbühnen, technischen Einrichtungen, Werkstätten und seinem Requisitenarchiv. Ihre erste große Aufgabe: Die Vorbereitung des Drehs der Wüstenszenen, der in Tunesien kurz vor dem Beginn der Touristensaison über die Bühne gehen sollte.
1000-Dank für die Zeitreise-Artikel!
Mit Jahrgang 70 (letztes Jahrhundert) sind diese ein besonderer Flashback für mich.
Besten Dank für die freundlichen Worte! Genau dafür – und natürlich aus dem Interesse der Spätgeborenen an den Anfängen heraus – haben wir hier solche Fundstücke gesammelt. 😊