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Eine neue Hoffnung // Artikel

Zeitreise 1977: So entstand der Krieg der Sterne – Starlog

Noch vor dem Kinostart von Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung blickte das Magazin Starlog interessiert hinter die Kulissen des bahnbrechenden Meilensteins der Kinogeschichte.
Kinobanner: Krieg der Sterne 1977© Lucasfilm

Die Roboter, die nicht laufen wollten

„Aber sie hatten Probleme mit den Robotern und der Sandraupe”, erklärt Lippincott, „und schafften es nicht mehr rechtzeitig – auch wenn es knapp war.”

Im Film gibt es zahllose Roboter, welche den Menschen auf verschiedene Weise dienen, und zwei von ihnen sind sogar Hauptfiguren. Zee-Dreipeo (C-3PEO) und Erzwo-Dezwo (R2-D2) sind mechanische Gefährten der Helden, die einander auf widerstrebende Art treu ergeben sind – und dabei sehr menschliche Charakterzüge zeigen.

Zee-Dreipeo ist ein etwas femininer Kommunikations-‚Droide, der die meisten Sprachen der Galaxis spricht und dazu neigt, zu verzweifeln oder sich in Sarkasmus zu flüchten. Er besteht aus goldglänzendem Metall und hat ein menschenähnliches Äußeres.

Erzwo-Dezwo ist ein dicker kleiner Zylinder, der mit Lichtern, Sensoren und Werkzeugen übersät ist und das freche Gehirn des Duos ist. Er spricht allerdings nur elektronisches Kauderwelsch, das Zee-Dreipeo dolmetschen muss.

Lippincott zufolge sind dies keine Schauspieler in Roboterkostümen. (Ein Mensch im Roboterkostüm ist nur etwa drei Minuten lang auf der Leinwand zu sehen.) Einige der Roboter werden mit verschiedenen Mitteln der Trickfotografie zum Leben erweckt, aber ein paar von ihnen sind echte Roboter, mit internen Motoren und Funksteuerung.

Links: Chewbacca und Solo in bedrohlicher Pose: Nachdem sie vom Todesstern gefangen wurden, beweisen sie, dass auch sie etwas vom Töten verstehen.

Lucas hatte anscheinend gehofft, mit seinem Film die Robotertechnik voranzutreiben. Er wollte, dass seine mechanischen Wesen echt sind. Seinen Effektexperten John Stears schickte er deswegen zu den besten Roboteringenieuren von England, die ihm traurig mitteilten, dass das, was sich Lucas vorstellte, selbst mit der modernsten Technik unserer Zeit nicht realisierbar war. So musste man sich mit – zeitaufwendigen – Kompromissen begnügen.

Rechts: C-3PEO, Prinzessin Organa und ein Rebellenoffizier erwarten vom sicheren Yavin aus gespannt den Ausgang des verzweifelten Überfalls auf den Todesstern.

„George war wohl richtig enttäuscht, dass er am derzeitigen Stand der Robotertechnik nicht rütteln konnte“, meint Lippincott. „Aber die laufende Roboterforschung ist auf Dinge gerichtet, die so gar nicht aussehen, wie man sich fiktive Roboter vorstellt – die heutigen Roboter sind Geräte, die Kronkorken auf Colaflaschen pressen können und mehr auch nicht. Außerdem gibt es noch einige experimentelle Prototypen wie den kleinen Roboter in Palo Alto (Kalifornien), der herumlaufen, seine Steckdose finden, sich einstöpseln und auftanken kann. Das ist sicherlich beeindruckend, aber auch nicht mehr als ein Kunststück, etwas, das zur eigenen Belustigung geschaffen wurde und um vor anderen Roboterforschern anzugeben.” (Erzwo-Dezwo bringt in Krieg der Sterne Ähnliches zustande.)

Ben Kenobi kreuzt das Lichtschwert mit seinem ehemaligen Schüler (und derzeitigem Dunklen Lord) Darth Vader. Ein klassisches Aufeinandertreffen.

Befolgen Lucas‘ Roboter Isaac Asimovs berühmte Gesetze der Robotik*?

[* Isaac Asimov entwickelte seine drei Gesetze der Robotik für die Geschichten seiner Anthologie I, Robot von 1950:

1. Ein Roboter darf einen Menschen nicht aktiv verletzen oder zulassen, dass er durch Nicht-Handeln zu Schaden kommt.
2. Ein Roboter muss die Befehle eines Menschen ausführen, es sei denn, diese Befehle widersprechen dem ersten Gesetz.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz so lange beschützen, wie dies nicht den ersten beiden Gesetzen zuwiderläuft.]

„Aus Georges Sicht mag jeder, der heutzutage von Robotern erzählt, Science-Fiction und weiß von Asimovs Gesetzen”, berichtet Lippincott. „George kannte sie auf jeden Fall, aber er wollte lieber um sie herumarbeiten. Was Asimov beschrieb, war eine Idealsituation – das, was ein Roboter in unserer Kultur tun sollte. In Krieg der Sterne sehen wir menschenähnliche Roboter mit ungewöhnlichen Eigenheiten. Unsere beiden Roboter haben ihre jeweils eigene Vorstellung davon, wer ihr Herr ist und welche Pflichten sie haben. Deshalb kann es zwischen ihnen auch zu Konflikten kommen.”

Noch mehr Ärger in Tunesien

Als es Zeit wurde, nach Tunesien zu fahren, waren die Roboter nicht das einzige Problem. Im Krieg der Sterne-Roman heißt es: „Zwei Banthas regten sich bei der Annäherung ihrer Herren. Jeder war so groß wie ein kleiner Dinosaurier, mit hellen Augen und langem, dickem Fell. Sie zischten besorgt, als die zwei Sandleuten herankamen und von ihren Knien in die Sättel stiegen. Auf einen Stoß hin erhoben sich die Banthas. Langsam, aber mit riesigen Schritten, liefen die zwei massigen, gehörnten Wesen die Rückseite der Klippe hinunter…”

Jede Methode, die man sich überlegte, schien eine zu teure Herangehensweise für die Realisierung der Banthas darzustellen. Schließlich wurde das Problem erst einmal hintangestellt, und man beschloss, die Banthaaufnahmen erst zu Hause in den Vereinigten Staaten zu drehen. Das Material sollte dann in die tunesische Szene hineingeschnitten werden. (In Amerika wurde Monate später ein Elefant angemietet, in die Mojave-Wüste transportiert und wie ein Bantha kostümiert und verkleidet, um die fehlende Aufnahme nachzuholen.)

Wie baut man ein Fahrzeug, das mit „Abstoßungs“-Technik arbeitet, wenn die nicht existiert? Diese Art Problem kann eine Drehbuchänderung herbeiführen.

Aus dem Roman: „Kies und feiner Sand bildeten einen Grusnebel unter dem Landgleiter, als er auf surrenden Abstoßungsgeräten über die gewellte Wüste von Tatooine glitt…” Aber wie baut man ein solches Fahrzeug, wenn einem gerade keine „Abstoßungs”-Technologie zur Verfügung steht?

„Das war ein Riesenproblem”, gibt Lippincott zu. „Am Ende hat John Stears, der während der Dreharbeiten für die Spezialeffekte vor Ort zuständig war, es aber tatsächlich hinbekommen. Er hat ein dreirädriges Fahrzeug als Grundlage genommen und es komplett neu aufgebaut. George findet noch immer nicht, dass es so richtig funktioniert, aber ich sehe das anders. In einigen Einstellungen sieht es aus, als ob es in der Luft schwebt. Das Problem war leider, dass wir nicht einfach ein Luftkissenfahrzeug benutzen konnten, weil das eine riesige Sandwolke aufgewirbelt hätte und uns damit nur noch mehr Kopfschmerzen bereitet hätte.”

„Und nein”, beantwortet er meine Frage, „wir hatten keine Probleme mit Reifenspuren, weil”, so merkt er an, ohne das eigentliche Geheimnis auszuplaudern, „wir [den Landgleiter] fast nie mit Rädern verwendet haben.”

Aus dem Roman: „Am Grund der Schlucht stand – wie ein gigantisches prähistorisches Tier – ein Sandraupenschlepper, so riesig, wie seine Besitzer und Lenker winzig waren. Mehrere Dutzend Meter hoch, ragte das Fahrzeug über den Boden auf Vielfachketten empor, die größer waren als ein hochgewachsener Mann. Die Metallhaut war von unzähligen Sandstürmen zerschrammt und zernarbt.” Man traf die Entscheidung, dass es finanziell nicht machbar war, die Sandraupe in voller Größe zu bauen und nach Tunesien zu schaffen.

Die Lösung: Sie bauten nur zwei Stockwerke davon, genauer gesagt den unteren Abschnitt mit den Panzerketten. Es gibt eine vollständige Version, aber nicht im Maßstab 1:1; diese wurde in den Vereinigten Staaten für den Dreh der Panoramaszenen verwendet. Selbst dieses maßstabsgetreue Miniaturmodell ist vier Stockwerke hoch!!

Die Filmemacher kamen also etwas zu spät in Tunesien an, genau zum Auftakt der Touristensaison. Schlimmer noch: Das Wetter spielte vollkommen verrückt – Kälte, Hitze, Wind und Regen -, dramatische Bedingungen, die einem anderen Film vielleicht noch geholfen hätten, aber nicht diesem. Trotzdem schafften sie es, durch variable Arbeitszeiten und die volle Ausnutzung der Tage, an denen Dreharbeiten möglich waren, Tunesien nur mit wenigen Tagen Verspätung wieder zu verlassen.


Christoph

Als SWUler der 2. Generation ist Christoph seit Sommer 2001 auf Star Wars Union aktiv und übernimmt inzwischen eher Aufgaben hinter den Kulissen. Seine Liebe gehört der Lucas-Saga, dem Dunklen Imperium, der New-Jedi-Order-Buchreihe, der Entstehungsgeschichte des Kriegs der Sterne sowie Jyn Erso.

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2 Kommentare

  1. andif8

    1000-Dank für die Zeitreise-Artikel!
    Mit Jahrgang 70 (letztes Jahrhundert) sind diese ein besonderer Flashback für mich.

    • Christoph

      Besten Dank für die freundlichen Worte! Genau dafür – und natürlich aus dem Interesse der Spätgeborenen an den Anfängen heraus – haben wir hier solche Fundstücke gesammelt. 😊

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