Alle Außerirdischen bitte ins Studio

Die Cantina-Sequenz bereitete die nächsten Probleme. Um sie zu drehen, direkt nach der Rückkehr aus Tunesien nach London, gingen die Filmemacher zum französischen Filmsystem über: Arbeitstage begannen mittags und dauerten ohne Unterbrechung acht Stunden an. Die ganze Zeit über stand ein Catering-Wagen im Studio. Lucas war entschlossen, die Szene zu einem Klassiker der Fantasy- und Science-Fiction-Ausstattungsfilme zu machen.
In der Geschichte suchen Luke, Ben und die beiden Roboter in der Hafenstadt Mos Eisley in eine üble Kaschemme, um einen Piloten zu finden, der geldgierig genug ist, sie ohne Fragen zu stellen in einen gefährlichen Abschnitt des Weltraums zu transportieren. In der Cantina treffen sie den liebenswerten, aber skrupellosen Han Solo – einen Schmuggler und Piraten mit einem Raumschiff im Stil eines zusammengeklempnerten, hochfrisierten Rennwagens.
Aus dem Roman: „Luke kniff die Augen zusammen, als sie das Haus betraten. […] Luke staunte über die Vielfalt an Wesen, die sich an der Bar versammelt hatten. Es gab einäugige Wesen und tausendäugige, Wesen mit Schuppen, Wesen mit Fellen, und manche mit einer Haut, die je nach ihren gerade vorherrschenden Gefühlen sich kräuselte und die Konsistenz zu wechseln schien. In der Nähe der Bar selbst schwebte ein riesiges Insektenwesen, das Luke nur als drohenden Schatten wahrnahm.”

Der Maskenbildner von Krieg der Sterne war Stuart Freeborn, wohl am bekanntesten für seine Affenanzüge aus 2001 – Odyssee im Weltraum. Freeborn hatte seine Kostüme für Chewbacca – Han Solos weit über 2 Meter großen haarigen Gefährten – fertiggestellt und arbeitete gerade an verschiedenen Außerirdischen, welche die Cantina bevölkern sollten, als er ernsthaft krank wurde und ins Krankenhaus musste.
Da die Produktion bereits hinter den Zeitplan zurückgefallen war, blieb den Filmemachern keine andere Wahl, als die besten Außerirdischen einzusetzen, die sie ohne Freeborn zusammentragen konnten.
„Er kam aus dem Krankenhaus, als wir gerade mit der Cantina-Sequenz fertiggeworden waren, vielleicht auch etwas später”, berichtet Lippincott. „Er konnte uns dabei zu keiner Zeit unterstützen, und dabei hätten wir sein Fachwissen bitter nötig gehabt.”

Die Unzulänglichkeit der Szene verfolgte Lucas. Nachdem die 17wöchigen Dreharbeiten in London abgeschlossen waren, bat Lucas seinen Chefzeichner McQuarrie und Ron Cobb, den Redakteur einer Underground-Zeitung, der für seine ungezügelte Phantasie bekannt war, um Hilfe. „Im Endeffekt ließ George praktisch alles ändern und schnitt neue Wesen in den Film. Die Sequenz sah am Ende fast wie die Originalzeichnung aus und damit genauso, wie sie ursprünglich angelegt gewesen war.”
Während Lippincott und ich die Reihe von McQuarrie-Gemälden bewunderten, die inzwischen an der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen*, erwähnte er zum Abschluss unseres Gesprächs noch eine Reihe anderer Probleme und ihrer Lösungen, um den Film so weit wie möglich aussehen zu lassen wie diese ersten Bilder.
[* Wenige Tage nach diesem Gespräch brachen Unbekannte ins Produktionsbüro von Krieg der Sterne ein und stohlen neben vielen dieser überwältigenden Bilder von Ralph McQuarrie auch Dias, Fotos und anderes Werbematerial. Jeder, dem solches Material zum Verkauf angeboten wird, ob auf einer Börse oder aus privater Hand, sollte wissen, dass es sich dabei um Diebesgut handelt. Wer sich auf derartige Geschäfte einlässt, unterstützt damit nicht nur weitere Einbrüche dieser Art, sondern begeht auch eine Straftat.
Wem Krieg der Sterne-Material angeboten wird, der kann sich mit sachdienlichen Informationen an uns hier bei STARLOG wenden. Wie werden sie dann an die Rechtsabteilung von Krieg der Sterne weiterleiten. Vielen Dank für die Unterstützung dieses Versuchs, skrupellose Hehler und Sammler davon abzuhalten, den Rest von uns über den Tisch zu ziehen.
H.Z.]
Mehr Platz!
„Wir haben neben den Hallen in Elstree noch eine weitere verwendet: Die riesige Studiohalle in Shepperton, die einmal die größte der Welt war. Wir brauchten sie für die beiden Hangarsequenzen – eine auf dem Todesstern und die andere in Mos Eisley – und für die Thronsaalszene, die im Abspann mündet.”
Aber so groß diese Halle auch war, war sie doch nie groß genug. „Alles rund um das Schiff konnte transportiert werden, und die Hangarkulissen selbst wurden um die Schiffe herumgebaut, um Kosten zu sparen. Ich meine, sie haben sogar die echten Wände der Studiohalle benutzt und sie einfach umlackiert, weil die Hangars so viel Platz brauchten.“
Der Thronsaal (das Bild dazu erinnert an Howard Hawks‘ Land der Pharaonen) erwies sich ebenfalls als Problem: Die riesige Halle war einfach nicht groß genug.
„Sie mussten mit erzwungener Perspektive drehen, um die Größe des Saals zu simulieren.” Trotzdem ist das Resultat nicht ganz so gigantisch wie im Gemälde.

1000-Dank für die Zeitreise-Artikel!
Mit Jahrgang 70 (letztes Jahrhundert) sind diese ein besonderer Flashback für mich.
Besten Dank für die freundlichen Worte! Genau dafür – und natürlich aus dem Interesse der Spätgeborenen an den Anfängen heraus – haben wir hier solche Fundstücke gesammelt. 😊