2. November 1999, StarWars.com
Zu den klassischen Star-Wars-Figuren, die mit Episode I auf die Leinwand zurückgekehrt sind, gehörten auch zwei mechanische Lieblinge der Fans: R2-D2 und C-3PO. Im Falle von R2-D2 griff Industrial Light & Magic dafür auf die für die Klassische Trilogie entwickelten Techniken zurück, zu denen ferngesteuerte Versionen des kleinen Droiden sowie ein „Droidenanzug” gehörten, in den Schauspieler Kenny Baker schlüpfen konnte. Bei C-3PO, dessen unfertiger Zustand ihm den Spitznamen „See-through-PO” einbrachte, war es jedoch unmöglich, seinen ursprünglichen Darsteller, Anthony Daniels, (oder auch irgendjemanden anderen) in ihm unterzubringen, weshalb ILM vor einer weiteren kreativen Herausforderung stand.
„Als wir die Entwürfe für C-3PO zum ersten Mal sahen”, erzählt uns Effektleiter John Knoll, „wurde uns klar, dass es unmöglich sein würde, einen Menschen in einen Anzug zu stecken. Also überlegten wir, dass es entweder ein computergeneriertes Modell oder eine Art Puppe sein müsste.” Knoll erkannte jedoch schnell, dass ein computergeneriertes Modell sehr komplex sein müsste und dies die ohnehin schon umfangreiche digitale Arbeit, welche ILM für Episode I leisten musste, noch weiter gesteigert hätte. Also entschied er sich für die Puppenlösung. „Ich habe versucht, unsere Arbeitslast auf mehr Schultern zu verteilen“, so Knoll.
Eines der Probleme bestand dabei darin, einen Weg zu finden, die C-3PO-Puppe effektiv zu bedienen und ihr glaubwürdige Bewegungen zu verleihen, die sich nicht zu sehr von der früheren Darstellung des Droiden unterscheiden. „Sowohl George Lucas als auch ich selbst hatten schon zuvor Puppen gesehen, die für unsere Zwecke geeignet schienen“, erklärt Knoll weiter. „Es handelte sich dabei um eine japanische Theatertechnik namens Bunraku, bei der ein Darsteller ganz in Schwarz vor einem schwarzen Hintergrund agiert und eine Puppe an seiner Vorderseite befestigt ist. Die Bühne ist so beleuchtet, dass man den Darsteller hinter der Puppe nicht wirklich sehen kann. Und ich dachte, dass wir wahrscheinlich dasselbe auch mit C-3PO tun könnten.“ Wie sich herausstellte, lag Knoll da goldrichtig. Chefmodellbauer Michael Lynch baute die Puppe in der Modellwerkstatt von ILM, zusammen mit dem speziellen Anzug, der für die Bedienung benötigt wurde. „Mike war unser Puppenspieler, weil der Anzug für ihn maßgeschneidert war“, so Knoll.
Nachdem die Funktionsweise der C-3PO-Puppe geklärt war, blieb noch das Problem, die Puppe tatsächlich zu filmen und sie mit den anderen Figuren und ihrer Umgebung interagieren zu lassen. „Zuerst hatte ich erwartet, dass es am besten wäre, die Puppe vor einem Blue oder Green Screen zu filmen und sie dann mit den Real-Aufnahmen zu kombinieren“, erinnert sich Knoll. „Da unser Puppenspieler immer direkt hinter der Puppe stehen musste, sahen wir große Schwierigkeiten voraus, ihn jeweils aus dem Bild zu entfernen. Aber George wollte unbedingt, dass C-3PO für die Beleuchtung und die Interaktion am Set anwesend war.“ Also änderten Knoll und sein Team ihre Strategie und begannen, an einer neuen Lösung zu arbeiten. „Als wir mit den Dreharbeiten von C-3PO begannen, sahen die Schatten, die er an die Wände warf, und die Art, wie er ausgeleuchtet wurde, wirklich gut aus. Das Problem blieb die Entfernung der Puppen-Vorrichtung und das Retuschieren des Puppenspielers und der gesamten Ausrüstung, die ihn mit der Puppe verband.“
War der Puppenspieler wie bei der traditionellen japanischen Technik ganz in Schwarz gekleidet? „Das hing vom Hintergrund ab“, erklärt Knoll. „Da C-3PO so skelettartig ist und man an vielen Stellen direkt durch ihn hindurchsehen kann, hatte ich Bedenken, dass es unmöglich sein würde, jeden kleinen Winkel und jede kleine Ecke zu entfernen. Ich wusste, dass wir zwar die wichtigsten Stellen erwischen würden, aber mir war auch klar, dass man an manchen Stellen möglicherweise zwischen zwei Drähten hindurchsehen könnte und dann den Puppenspieler sehen würde. Die Lösung bestand darin, sicherzustellen, dass, wenn wir etwas übersahen, es zumindest nicht die falsche Farbe hat. In den dunklen Szenen, wie denen in Anakins Schlafzimmer, war der Puppenspieler daher schwarz gekleidet. In der Wüste ließen wir ihn einen hellbraunen Anzug tragen, der faktisch sandfarben war und zum Hintergrund passte.” Auf diese Weise konnte die Illusion, dass sich direkt hinter C-3PO nichts befindet, aufrechterhalten werden, auch wenn es den Zauberern von ILM möglicherweise nicht in jedem einzelnen Pixel gelang, die Anwesenheit des Puppenspielers hinter C-3PO tatsächlich zu entfernen.

Und auch die ursprünglichen Ideen für die Umsetzung von C-3PO kamen letztlich doch noch zum Einsatz: Nachdem beschlossen worden war, dass C-3PO in bestimmten Szenen auftreten sollte, in denen er während der Dreharbeiten nicht zu sehen gewesen war, wurde die Puppe doch noch vor einem Greenscreen gefilmt und in einige der am Set gedrehten Aufnahmen eingefügt. Zu diesem Zweck trug Puppenspieler Michael Lynch dazu einen grünen Anzug, der mit dem Hintergrund verschmolz und seine digitale Entfernung aus dem fertigen Bild erleichterte.
Trotz all dieser technischen Entscheidungen wurde jedoch nie die Vielschichtigkeit der Figur von C-3PO außen vorgelassen, war es doch am Ende sie, die den goldenen Droiden so beliebt macht. „Anthony Daniels war immer dabei“, bestätigt Knoll. „Er stand neben der Kamera und sprach seine Zeilen, während Mike mit der Puppe in der Szene spielte. Er hatte jeweils Anthonys Stimme im Ohr und konnte sie für seine Darstellung als Leitfaden benutzen.“
Die digitale Technologie von ILM ist also letztlich zwar ein mächtiges Werkzeug, doch am Ende waren es die kombinierten Talent zweier menschlicher Darsteller, mit denen C-3PO wirklich wieder zum Leben erweckt werden konnte. Bei Episode I ist dieser spezielle menschliche Touch eben nie weit entfernt.
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