
„Ich hätte zu gerne eine Zeitmaschine, um mein 9-jähriges Ich zu besuchen – so alt war ich, als Star Wars ins Kino kam – und zu sagen: Weißt du was? Daran wirst Du einmal arbeiten“, erzählt Dermot Power, einer der Konzeptzeichner für Episode II. Der ursprünglich aus dem irischen Dungarvan stammende Power hat seine Zeit zwischen London, Sydney und der Skywalker Ranch aufgeteilt, um Kostümkonzepte und andere Illustrationen für den kommenden Star-Wars-Film zu entwickeln. Im Laufe seiner Karriere als Illustrator hat sich Power darauf spezialisiert, Geschichten durch Bilder zu erzählen.
Als Sohn eines Malers fand sich Power in London zunächst ohne Orientierung wieder. „Ich wusste nicht, was ich machen wollte“, gibt er zu, „ich wollte einfach nur zeichnen.” Seine künstlerischen Talente verschafften ihm eine Stelle als Illustrator für Kinderbücher. In der Folge begann er, sich ein Portfolio aufzubauen. „Ich habe an meinem Portfolio über ein Jahr lang gearbeitet und es dann tatsächlich verloren, was irgendwie das Beste war, was mir je passiert ist, denn ich musste von vorne anfangen und wirklich darüber nachdenken, was ich in meiner Karriere machen wollte.“
Beim Neuanfang begann Power, sich mit der Welt der Comics zu beschäftigen. „Ich erinnere mich, dass ich mir einige Comics ansah und dachte: Oh ja, das könnte ich auch”, erinnert er sich. „Ich habe Comics wiederentdeckt, weil ich ein paar Jahre lang aufgehört hatte, sie zu lesen, und dann wurde mir klar, dass es viel schwieriger war, als man denkt. Jeder zeichnet gerne ganzseitige Illustrationen seiner Lieblingsfiguren, aber eine Geschichte zu erzählen ist etwas ganz anderes.“

Power begann, Titelbilder für 2000 AD zu zeichnen, die Verleger des beliebten Judge-Dredd-Comics. Zu dieser Zeit unterschied sich der Stil der britischen Comics stark von dem der US-amerikanischen. „In Amerika werden Comics in der Regel von einem Team mit Bleistift gezeichnet, getuscht und koloriert, während bei 2000 AD viele der Geschichten von einzelnen Künstlern umgesetzt wurden. Die sieben- bis achtjährige Arbeit an vollständig gezeichneten Comics war zwar anstrengend, aber eine großartige Möglichkeit, das Illustrieren zu erlernen“, meint Power.
In seinen Jahren als Comiczeichner war Power mit Reihen wie Judge Dredd und Sláine beschäftigt und schuf dafür sowohl Innenillustrationen als auch Titelbilder. Als Judge Dredd verfilmt wurde, kam Power plötzlich der Welt des Filmemachens näher. „Ich wurde hinzugezogen, um einige Merchandising-Arbeiten für den Judge-Dredd-Film zu übernehmen. Ich erinnere mich, dass ich dachte, ich würde vielleicht gerne beim Film arbeiten, aber ich arbeitete zu dieser Zeit an einem Sláine-Buch, das mir sehr gefiel und das ich fertigstellen wollte“, so der Künstler. „Es hätte viel Sinn gemacht, die Arbeit an Dredd als Sprungbrett in den Film zu nutzen oder zumindest mein Portfolio bei den anderen Produktionen auf dem Studiogelände vorzulegen, aber als die fünf oder sechs Wochen vorbei waren, kehrte ich einfach zu den Comics zurück.“
Das hatte allerdings auch Vorteile: „Ich konnte dann weitere zwei bis drei Jahre an meinem Buch arbeiten und wurde tatsächlich viel besser im Zeichnen. Ich hatte also Glück, dass ich nicht beim Film eingestiegen bin, bevor ich bereit war.“

Nachdem er seine Talente verfeinert hatte, bot sich Power eine weitere Gelegenheit. Der Comic Sláine („Treasures of Britain“), an dem er gearbeitet hatte, basierte auf der Artus-Legende. Power hörte, dass Hallmark Entertainment einen Film über Merlin produzierte. Nachdem er sein Portfolio eingereicht hatte, bekam Power einen Job als Designer für Produktionszeichnungen und Konzeptarbeiten. „Hallmark hat mich dann die nächsten zwei Jahre lang mit Aufträgen für verschiedene Produktionen auf Trab gehalten“, sagt er.
Da die Filmarbeit nun fest in seinem Lebenslauf verankert war, begann Power, sich an verschiedene Produktionsfirmen zu wenden. „Ich habe mir im Internet einfach eine Menge Filmfirmen herausgesucht und mein Portfolio an alle geschickt“, so Power. „Eigentlich ging es immer nur an Postfächer.“ Diese Herangehensweise erwies sich als erfolgreich, da Power bald darauf mit Jim Henson Pictures zusammenarbeitete und später an Die Mumie aus dem Jahr 1999 mitwirkte. Außerdem arbeitete er weiterhin an vielen der Hallmark-Produktionen, die zu dieser Zeit in Großbritannien gedreht wurden.
„Bei all dem”, so Power, „hatte ich keinen Kontakt zu Star Wars. Sie drehten in Leavesden, das nur 10 Minuten von meinem Haus entfernt ist, und ich wusste nicht einmal davon. Dann habe ich ein Paket zusammengestellt und es verschickt. Es landete bei Doug Chiang, der mir eine E-Mail schickte: Hallo, ich bin Doug Chiang, Designchef für Star Wars. Es war nur eine kurze E-Mail, in der er sein Interesse an meiner Arbeit bekundete.“

Da die Produktion von Episode I zu diesem Zeitpunkt bereits abgeschlossen war, arbeitete Power weiter an Arabian Nights und Jason and the Argonauts für Hallmark. „Es war eine großartige Arbeit als Illustrator, weil man plötzlich dafür bezahlt wurde, all diese berühmten Geschichten zu illustrieren, die man schon als Kind gekannt hatte“, schwärmt Power. Währenddessen schickte er Doug Chiang und Gavin Bocquet weiterhin Updates über seine Arbeit.
„Es war so phantastisch”, erinnert sich Power, als er für Episode II unter Vertrag genommen wurde. „Doug hatte auf alle meine E-Mails geantwortet: Ja, ja, wir lieben die Arbeit, aber wir sind sehr beschäftigt. Halte mich auf dem Laufenden. Wir wissen noch nicht genau, was wir brauchen, aber hoffentlich klappt es. Und das tat es! Ich bekam den Anruf am Ende des Sommers.“
Es kam tatsächlich dazu, aber die logistischen Herausforderungen waren nicht wenige. Power war immer noch in London, und das ist weit weg vom Standort der Skywalker Ranch im Norden Kaliforniens. „Ich wusste nicht, ob ich meine Zelte abbrechen und nach San Francisco ziehen wollte“, sagt Power, „schon wegen meiner Familie war das nicht so einfach. Also sagte Doug: Schau mal, wir versuchen es und sehen, ob wir es digital hinbekommen. Du arbeitest mit Gavin Bocquet, dem Szenenbildner in Großbritannien, zusammen und kommst gelegentlich bei uns vorbei. Und so hat es funktioniert. Es hat sehr gut funktioniert. Jeden Nachmittag schickte ich Doug die Zeichnungen, die ich an diesem Tag fertiggestellt hatte, per E-Mail, und dann schickte er mir detaillierte Kommentare zurück, und das machten wir eine Weile so.“
Schließlich kam Power auf die Skywalker Ranch, um die Künstler, mit denen er elektronisch korrespondiert hatte, persönlich zu treffen. „Mir wurde klar, dass ich ihm wohl ziemlich auf die Nerven gegangen sein musste“, lacht Power, „denn Doug arbeitet nicht mit jedem auf einer so detaillierten Ebene zusammen, wenn die Dinge erst einmal laufen. Nachdem ich dort angekommen war, find ich an, mit Iain McCaig zusammenzuarbeiten. Ich lerne George Lucas kennen und bekam ein Gefühl dafür, was sie brauchten. Dann kehrte ich nach London zurück und reduzierte meine wöchentlichen Zusendungen.“

Als Power ins Konzeptteam von Episode II kam, hatte er noch nie zuvor ein Bild von Iain McCaig gesehen. „Wenn ich das hätte, hätte ich meine Sachen wohl nie eingeschickt“, sagt Power ehrfürchtig. „Es ist einfach erschreckend gut.“ Power und McCaig arbeiteten in den ersten beiden Wochen eng zusammen und entwickelten Kostüme für Episode II. Als Iains Zeit in den folgenden Monaten immer weniger wurde, übernahm Power den Großteil der Kostümarbeit. „Alles, was Maschinen angeht, wird hauptsächlich von Doug [Chiang], Jay [Shuster] und Ed [Natividad] entwickelt”, erklärt Power. „Ansonsten macht jeder ein bisschen was von allem, aber die Kostüme sind hauptsächlich meine und Iains Arbeit.“
Nachdem das Zusammentreffen mit McCaig schon etwas einschüchternd gewesen war, galt dies umso mehr für eine Begegnung mit George Lucas, zumal Power bekennender Star-Wars-Fan ist. „Ich war irgendwie nervös“, erzählt Power. „Ich habe zwei Seiten in mir, die an Star Wars arbeiten: der Neunjährige in mir, der herumspringen und ein Fan sein will. Und der Profi, der das mit professioneller Coolness zu unterdrücken versucht. George kam einfach herein und sagte: Oh hallo. Er nickte, und ich schüttelte ihm die Hand. Er ist ein Mann weniger Worte.“
Power hat den letzten Monat in Australien verbracht und eng mit der nach Episode I auch an Episode II aktiven Kostümdesignerin Trisha Biggar zusammengearbeitet. „Es ist wunderbar, mit ihr zu arbeiten. Ehe ich mich versah, hatten wir 300 Kostüme“, erinnert sich Powers. „Wir werden wahrscheinlich insgesamt etwa 1200 haben, etwa so viele wie in Episode I.“
Mehr über Dermot Power findet ihr auf DermotPower.com.
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